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Forschungsbereiche

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Foto: Rothmund

Mobilisierung, Radikalisierung und Fragmentierung von Netzöffentlichkeit

Soziale Netzwerke und digitale Kommunikationsräume werden zunehmend zum Austausch über politische Themen und Inhalte genutzt. Diese Entwicklung ist von Hoffnungen und Ängsten begleitet. Hoffnungen liegen auf einer Demokratisierung politischer Diskurse, indem die Verbreitung politischer Nachrichten, die Formierung von politischen Interessengruppen und die politische Teilhabe erleichtert werden. Ängste werden durch eine erhöhte Gefahr manipulativer Meinungssteuerung, die zunehmende Fragmentierung von Netzöffentlichkeiten oder eine Verrohung politischer Diskurse begründet. In unserer Forschung zielen wir darauf ab, psychologische Rahmenbedingungen zu identifizieren unter denen sich positive und negative Konsequenzen der politischen Kommunikation in digitalen Umwelten realisieren.

// ausgewählte Publikationen

  • Rothmund, T. & Ziemer, C.T. (2022). Zur Psychologie der Unterstüzung rechtspopulistischer Parteien und PolitikerInnen. In A. Beelmann & D. Michelsen. Rechtsextremismus, Demokratiebildung, gesellschaftliche Integration. Springer. VS. ISBN 978-3-658-35563-0
  • Burghartswieser, D., & Rothmund, T. (2021). Conservative bias, selective political exposure and truly false consensus beliefs in political communication about the ‘refugee crisis’ in Germany. PloS one16(11), e0259445Externer Link.
  • Stier, S., Bleier, A., Bonart, M., Mörsheim, F., Bohlouli, M., Nizhegorodov, M., Posch, L., Maier, J., Rothmund, T., & Staab, S. (2018). Systematically Monitoring Social Media: The Case of the German Federal Election 2017. GESIS Papers 2018|04. https://www.ssoar.info/ssoar/handle/document/56149Externer Link
  • Rothmund, T., & Otto, L. (2016). The changing role of media use in political participation. Journal of Media Psychology. 28, 97-99. doi:10.1027/1864-1105/a000204Externer Link

// laufende und abgeschlossene Drittmittelprojekte

  • SensipoV / BMBF 2023-2026 Sensibilisierung für politische Voreingenommenheit

    In einem interdisziplinären Forschungsprojekt untersuchen wir die individuelle Sensibilität für politische Voreingenommenheit (Political Bias Awareness) im Umgang mit wissenschaftlicher Evidenz zu gesellschaftlich-wissenschaftlichen Problemlagen (Socio-Scientific Issues) als metakognitive Überzeugung (Metacognitive Belief). Metakognitive Überzeugungen sind subjektive Annahmen dazu, wie das eigene Denken sowie das Denken anderer Menschen funktioniert, also das “Denken über das Denken”. Die Sensibilität für politische Voreingenommenheit beschreibt in diesem Sinne das individuelle Denken über die eigene politische Voreingenommenheit sowie die politische Voreingenommenheit von Anderen. Als politische Voreingenommenheit (Political Bias) bezeichnen wir das Phänomen, dass wissenschaftliche Evidenz vor dem Hintergrund politischer Überzeugungen selektiert, interpretiert und in Bezug auf ihre Glaubwürdigkeit bewertet wird. Politische Voreingenommenheit stellt eine besondere Herausforderung für Wissenschaftskommunikation dar, da sie Wissenschaftsleugnung einerseits und die Anfälligkeit für Desinformation andererseits begünstigt. Allerdings wissen wir bislang noch kaum etwas dazu, inwiefern (a) Menschen die politische Voreingenommenheit von sich und Anderen valide einschätzen, (b) die Sensibilität für die eigene Voreingenommenheit durch Feedback verändert werden kann, und (c) eine Sensibilisierung für politische Voreingenommenheit die Anfälligkeit für Desinformation, Verschwörungserzählungen und Wissenschaftsleugnung reduzieren kann. Das Projekt zielt allgemein darauf ab, Sensibilität für politische Voreingenommenheit messbar zu machen und den Zusammenhang zwischen der Sensibilität für politische Voreingenommenheit und der politischen Voreingenommenheit mit wissenschaftlicher Evidenz im Kontext sozio-gesellschaftlicher Problemlagen empirisch zu untersuchen.

    Am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Jena werden M.Sc. Arne Stolp und Dr. Christine Finn gemeinsam mit Prof. Dr. Tobias Rothmund und Prof. Dr. Christian Thiel in diesem Projekt arbeiten. 

    Projektleitung: Tobias Rothmund und Christian Thiel

    Doktorand: Dr. Christine Finn und M.Sc. Arne Stolp

    Laufzeit: November 2023 - Oktober 2026

    Drittmittelgeber: Bundesministerium für Bildung und Forschung

  • NETHATE / EU Horizon 2020: Online-Hassrede in polarisierten politischen Kontroversen

    Online-Hassrede in polarisierten politischen Kontroversen - kommunikative Dynamiken und Präventionsansätze

    Online- und Offline-Hass stellen eine ernsthafte Gefahr für direkte Opfer sowie das soziale und politische Miteinander demokratischer Gesellschaften dar. Das Network of Excellence for Training on HATE (NETHATE)Externer Link, finanziert durch das Horizon 2020 Programm der Europäischen Union (Grant Nr. 861047), ermöglicht die übergreifende Zusammenarbeit von 15 Forschungsteams mit dem Ziel, die Entstehung, Dynamik und Verbreitung von Hassrede zu verstehen und Strategien zur Schadensbegrenzung für Opfer, Anwesende, und demokratische Institutionen zu entwickeln. Jedes Projekt innerhalb von NETHATE trägt mit einem individuellen Forschungsvorhaben und -ziel bei. Insgesamt umfasst NETHATE 15 Nachwuchswissenschaftler*innen und ihre Betreuer*innen, verteilt auf 10 Universitäten und eine Nichtregierungsorganisation (NGO) und in Kooperation mit 14 Partnerorganisationen (darunter Ministerien, Unternehmen und NGOs).

    Am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Jena werden der Doktorand Vladimir Bojarskich und Prof. Dr. Tobias Rothmund die kommunikativen und psychologischen Dynamiken untersuchen, die Online-Hass innerhalb polarisierter politischer Debatten verursachen und verhindern. Zu diesem Zweck planen sie, 1) die bestehende Forschung zu den Prädiktoren von und Interventionen gegen Online-Hassrede systematisch zu überprüfen, 2) die dynamischen Ursachen von Online-Hass experimentell zu untersuchen - mit besonderem Augenmerk auf die sozialen und ideologischen Determinanten der Individuen - und 3) auf den Ursachen aufbauend eine Online-Intervention zu entwerfen und deren Wirksamkeit zu überprüfen.

    Projektleiter: Tobias Rothmund

    Doktorand: Vladimir BojarskichExterner Link

    Laufzeit: Februar 2021 - Januar 2024

    Drittmittelgeber: EU Horizon 2020 Marie Skłodowska-Curie Projekt Externer Link

  • Forschungsinitiative RLP: Politische Online-Diskurse (2018-2020)

    Zur Identifikation struktureller, dynamischer und motivationaler Prozesse im Kontext politischer Online-Diskurse

    Die zunehmende Digitalisierung von Kommunikationsprozessen verändert sowohl die Struktur als auch die Inhalte und Dynamiken von politischen Diskursen. Im Rahmen der Forschungsinitiative e-democracy untersuchen wir in ausgewählten Kommunikationskontexten (bspw. Flüchtlingskrise, Bundestagswahl 2017) politische Online-Diskurse in sozialen Medien. Mittels quantitativer empirischer Forschungsmethoden soll dabei zum Verständnis spezifischer Strukturen und Dynamiken der Kommunikationsprozesse beigetragen werden. Darüber hinaus wollen wir die kognitiven und motivationalen Grundlagen dieser Prozesse beschreiben und erklären.

    Projektleiter: Tobias Rothmund, Stephan Winter

    Doktorand: Dominic BurghartswieserExterner Link

    Laufzeit: Januar 2018 Dezember 2020

    Drittmittelgeber: Forschungsinitiative des Landes Rheinland-Pfalz (Förderung des Forschungsschwerpunkts e-democracy, an der Universität Koblenz-Landau, http://west.uni-koblenz.de/de/research/e-democracyExterner Link)

Psychologische Grundlagen politischer Einstellungen und Ideologien

Politische Ideologien können als sozial geteilte Überzeugungssysteme verstanden werden, die normative Annahmen über die Struktur und Ordnung von gesellschaftlichen Prozessen enthalten. In unserer Forschung zielen wir darauf ab, die psychologischen Grundlagen politischer Ideologien sowie deren Stabilität über die Zeit empirisch zu untersuchen. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Zusammenhang zwischen politischen Ideologien und Vorstellungen über soziale Gerechtigkeit sowie soziales Vertrauen.

// ausgewählte Publikationen

  • Bromme, L., Rothmund, T. & Azevedo, F. (2022). Mapping political trust and involvement in the personality space—A meta- analysis and new evidence. Journal of Personalityhttps://doi.org/10.1111/jopy.12700Externer Link
  • Bromme, L. & Rothmund, T. (2021). Trust and Involvement as Higher‐Order Factors of General Attitudes Towards Politics. Testing a Structural Model Across 26 Democracies. In Political Psychology, 42(6), 1071-1090. https://doi.org/10.1111/pops.12735Externer Link
  • Rothmund T. Bromme L. & Azevedo F. (2019). How justice sensitivity can foster and impair support for populist radical right parties and politicians in the US and in Germany. Political Psychology. https://doi.org/10.1111/pops.12632Externer Link
  • Azevedo, F., Jost, J. T., Rothmund, T., & Sterling, J. (2019). Neoliberal ideology and the justification of inequality in capitalist societies: Why social and economic dimensions of ideology are intertwined. Journal of Social Issues 75(1), 49-88. https://doi.org/10.1111/josi.12310Externer Link
  • Womick, J., Rothmund, T., Azevedo, F, King, L. & Jost, J. (2018). Group-Based Dominance and Authoritarian Aggression Predict Support for Donald Trump in the 2016 U.S. Presidential Election. Social Psychology and Personality Science, published online: https://doi.org/10.1177/1948550618778290Externer Link.
  • Rothmund, T., & Arzheimer, K. (2015). Politische Ideologien. In S. Zmerli & O. Feldman: Politische Psychologie. Handbuch für Studium und Wissenschaft. Baden-Baden: Nomos, 123-143

// laufende und abgeschlossene Drittmittelprojekte

  • Forschungsinitiative RLP: Strukturanalytische Untersuchungen politischer Dispositionen (2017-2019)

    Strukturanalytische Untersuchungen politischer Dispositionen - zum besseren Verständnis von Politischem Misstrauen und Populismus

    Bürger unterscheiden sich in ihren relativ stabilen Überzeugungen und Einstellungen gegenüber dem politischen System, seinen Institutionen und der eigenen Rolle im politischen Prozess (politische Dispositionen). In diesem Projekt geht es darum, die psychologische Bedeutung von politischem Vertrauen als generalisierte Einstellung gegenüber der Politik im Kontext anderer politischer Dispositionen zu untersuchen. Analog zu den Big Five der Persönlichkeit wird zunächst mittels faktoren- und clusteranalytischer Analysemethoden versucht übergreifende Faktoren oder Strukturen politischer Dispositionen zu identifizieren. In einem zweiten Schritt werden theoriegeleitete Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren und allgemeineren Persönlichkeitsmerkmalen sowie politischen Überzeugungen (besonders populistische Überzeugungen und Verschwörungsmentalität) analysiert. Dabei soll auch die Rolle selektiver Mediennutzung und -rezeption als vermittelnder Mechanismus zwischen Persönlichkeit und der Entwicklung von Einstellungsstrukturen untersucht werden.

    Projektleiter: Tobias Rothmund

    Doktorand: Laurits BrommeExterner Link

    Laufzeit: Januar 2017 Dezember 2019

    Drittmittelgeber: Forschungsinitiative des Landes Rheinland-Pfalz (Förderung des Forschungsschwerpunkts Kommunikation, Medien, Politik, KoMePol an der Universität Koblenz-Landau, https://www.uni-koblenz-landau.de/de/komepolExterner Link)

  • Forschungsinitiative RLP: Moralisches Fehlverhalten von Politikern (2012-2016)

    Moralisches Fehlverhalten von Politikern Zum Einfluss auf soziales Vertrauen und bürgerliche Partizipation

    In diesem Projekt stand die Frage im Vordergrund wie sich politische Skandale auf das Vertrauen in die Person des betroffenen Politikers bzw. der betroffenen Politikerin auswirken und inwiefern dieser Vertrauensverlust auf andere PolitikerInnen und das Vertrauen in das politische System generalisiert. Hierzu wurde ein Messinstrument entwickelt mit dem sowohl Vertrauen in eine(n) konkrete(n) Politiker(in) als auch Vertrauen in PolitikerInnen im Allgemeinen erfasst werden konnte. Außerdem wurde der Bestrafungswunsch als Reaktion auf die Normverletzung durch eine PolitikerIn untersucht. In weiteren Teilstudien wurde die Stabilität von Vertrauen in PolitikerInnen über die Zeit untersucht.

    • Halmburger, A., Rothmund, T., Baumert, A., & Maier, J. (2018) Trust in Politicians   Understanding and Measuring the Perceived Trustworthiness of Specific Politicians and Politicians in General as Multidimensional Constructs. In E. Bytzek, U. Rosar, & M. Steinbrecher: Wahrnehmung - Persönlichkeit - Einstellungen. Psychologische Theorien und Methoden in der Wahl- und Einstellungsforschung, Wiesbaden: Springer VS.
    • Baumert, A., Halmburger, A., Rothmund, T., & Schemer, C. (2017). Every-day dynamics in generalized social and political trust. Journal of Research in Personality, 69, 44-54. doi:10.1016/j.jrp.2016.04.006Externer Link.
    • Rothmund, T., Stavrova, O., & Schlösser, T. (2017). Justice Concerns can feed Nationalistic Concerns and impede Solidarity in the Euro Crisis - How Victim Sensitivity translates into Political Attitudes. Social Justice Research, 30(1), 48-71. doi:10.1007/s11211-017-0280-7Externer Link.
    • Yudkin, D., Rothmund, T., Twardawski, M., Thalla, N., & van Bavel, D. (2016). Reflexive intergroup bias in third-party punishment. Journal of Experimental Psychology: General, 145, 1448-1459. doi:10.1037/xge0000190Externer Link.
    • Grimm, R., Maier, M. & Rothmund, T. (2015). Vertrauen. Ein interdisziplinäres Referenzmodell. Datenschutz und Datensicherheit, 39(5), 283-288, doi:10.1007/s11623-015-0414-8xExterner Link.
    • Halmburger, A., Rothmund, T., Schulte, M., & Baumert, A. (2012). Psychological Reactions to Political Scandals: Effects on Emotions, Trust and the Need for Punishment. Politische Psychologie - Journal of Political Psychology, 12-02, 30-51.
    • Rothmund, T., Gollwitzer, M., Baumert, A, & Schmitt, M. (2013). The Psychological Functions of Justice in Mass Media. In R. Tamborini (Ed.), Media and the Moral Mind (p. 170-197). Routledge.

    ProjektleiterInnen: Tobias Rothmund, Anna Baumert

    Mitarbeiterin: Anna Halmburger

    Laufzeit: Januar 2012 Dezember 2015

    Drittmittelgeber: Forschungsinitiative des Landes Rheinland-Pfalz (Förderung des Forschungsschwerpunkts Kommunikation, Medien, Politik, KoMePol an der Universität Koblenz-Landau, https://www.uni-koblenz-landau.de/de/komepolExterner Link)

Politisch motivierte Verarbeitung von Evidenz und Argumenten

Menschen selektieren, bewerten und erinnern Informationen vor dem Hintergrund individueller Ziele, Bedürfnisse oder motivationaler Zustände tendenziell so, dass sie zu Schlussfolgerungen kommen, die im Einklang mit ihren Motivlagen stehen. Ausgehend von diesem sozialpsychologischen Phänomen (motivated cognition) untersuchen wir personale und soziale Rahmenbedingungen unter denen politische Argumente und wissenschaftliche Evidenz motiviert verarbeitet werden.

// ausgewählte Publikationen

  • Rothmund, T., Farkhari, F., Azevedo, F., & Ziemer, C.T. (2022). Psychological Underpinnings of Pandemic Denial - Four Patterns of Consensus and Disagreement between Scientific Experts and the German Public. Public Understanding of Science. https://doi.org/10.1177/09636625211068131Externer Link
  • Van Bavel, J.J., Cichocka, A., Capraro, V. et al. National identity predicts public health support during a global pandemic. Nature Communications 13517 (2022). https://doi.org/10.1038/s41467-021-27668-9Externer Link
  • Rothmund, T., Gollwitzer, M., Nauroth, P., & Bender, J. (2017). Motivierte Wissenschaftsrezeption. Psychologische Rundschau, 68, 193-197, doi:10.1026/0033-3042/a000364Externer Link.
  • Nauroth, P., Gollwitzer, M., Kozuchowski, H., Bender, J., & Rothmund, T. (2016). The effects of social identity threat and social identity, affirmation on laypersons perception of scientists. Public Understanding of Science. 26(7), 754770. doi:10.1177/0963662516631289Externer Link.
  • Bender, J., Rothmund, T., Nauroth, P., & Gollwitzer, M. (2016). How Moral Threat Shapes Laypersons Engagement with Science. Personality and Social Psychology Bulletin, 42(12), 1723-1735. doi:10.1177/0146167216671518Externer Link.

// laufende und abgeschlossene Drittmittelprojekte

  • DFG-Projekt: Motivierte Verarbeitung wissenschaftlicher Evidenz II (2013-2016)

    Motivierte Verzerrungen bei der Rezeption empirischer Forschungsbefunde (II): Mechanismen und Konsequenzen

    In der zweiten Förderphase wurde untersucht, (1) ob sich die Befunde der ersten Förderphase auch auf andere Anwendungsgebiete übertragen lassen (z.B. auf die Debatte über genmanipulierte Nahrungsmittel oder die Wirksamkeit von Psychotherapie), (2) was die zugrundeliegenden psychologischen Prozesse sind, mit denen man die Befunde erklären kann und (3) welche Verhaltenskonsequenzen sich daraus ergeben. In Bezug auf die zugrundeliegenden psychologischen Prozesse wurde untersucht, ob die negative Bewertung von für bestimmte Gruppen bedrohlichen Forschungsbefunden darauf zurückgeführt werden kann, dass hochidentifizierte Gruppenmitglieder solche Befunde anders lesen als niedrigidentifizierte Gruppenmitglieder. Beispielweise könnten hochidentifizierte Gruppenmitglieder stärker nach Fehlern in Studien suchen als niedrigidentifizierte Gruppenmitglieder. Als mögliche zugrundeliegende Motivation hinter den Effekten einer Bedrohung moralischer Überzeugungen wird untersucht, ob Personen das Ziel haben, die moralische Ordnung in der Gesellschaft oder ihr Selbstbild als guter und moralischer Mensch aufrechtzuerhalten.

    Eine weitere interessante Fragestellung ist, welche konkreten Verhaltenskonsequenzen sich aus den gefundenen Effekten ergeben. So soll beispielsweise untersucht werden, ob Shitstorms im Internet die Konsequenz einer bedrohten Gruppenzugehörigkeit sein können. Weiterhin soll untersucht werden, ob Personen nach der Bedrohung einer moralischen Überzeugung die Kommunikation über Forschungsbefunde im Internet nutzen, um andere Personen davon zu überzeugen, dass die moralische Überzeugung wichtig ist und geschützt werden sollte.

    • Rothmund, T., Gollwitzer, M., Nauroth, P., & Bender, J. (2017). Motivierte Wissenschaftsrezeption. Psychologische Rundschau, 68, 193-197, https://doi.org/10.1026/0033-3042/a000364. Baumert, A., Halmburger, A., Rothmund, T., & Schemer, C. (2017). Every-day dynamics in generalized social and political trust. Journal of Research in Personality, 69, 44-54. doi:10.1016/j.jrp.2016.04.006Externer Link.
    • Bender, J., Rothmund, T., Nauroth, P., & Gollwitzer, M. (2016). How Moral Threat Shapes Laypersons Engagement with Science. Personality and Social Psychology Bulletin, 42(12), 1723-1735. doi:10.1177/0146167216671518Externer Link.
    • Nauroth, P., Gollwitzer, M., Kozuchowski, H., Bender, J., & Rothmund, T. (2016). The effects of social identity threat and social identity, affirmation on laypersons perception of scientists. Public Understanding of Science. 26(7), 754770. doi:10.1177/0963662516631289Externer Link.

    Projektleiter: Tobias Rothmund, Mario Gollwitzer

    Mitarbeiter: Jens Bender, Peter Nauroth

    Laufzeit: Oktober 2013 April 2016

    Drittmittelgeber: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Schwerpunktprogramm Wissenschaft und Öffentlichkeit (http://wissenschaftundoeffentlichkeit.de/Externer Link)

  • DFG-Projekt: Motivierte Verarbeitung wissenschaftlicher Evidenz I (2011-2013)

    Motivierte Verzerrungen bei der Rezeption empirischer Forschungsbefunde: Die Rolle von sozialer Identität und moralischen Wertüberzeugungen

    Im Rahmen des Forschungsprojekts wurde der Umgang wissenschaftlicher Laien mit Forschungsbefunden aus einer sozialpsychologischen Perspektive untersucht. Die Studien zielten darauf ab, das Verhalten von Laien im Umgang mit Forschungsbefunden besser zu verstehen. Dabei lag ein besonderer Fokus auf psychologischen Phänomenen, die im Kontext einer zunehmenden Rezeption wissenschaftlicher Informationen im Internet und einer zunehmend dichteren Kommunikation über Forschung in virtuellen Diskussionsforen, Blogs und sozialen Netzwerken als neuartig betrachtet werden müssen. Den von uns durchgeführten Studien liegt die gemeinsame Frage zugrunde, inwiefern der Schutz persönlicher oder sozialer Überzeugungen oder Motive im Sinne einer Defensivmotivation einen forschungskritischen Rezeptions- und Kommunikationsstil begünstigt. Wir konnten bei Personen, die sich (a) von einem Forschungsprogramm in ihrer sozialen Identität bedroht fühlen oder (b) für die ein bestimmtes wissenschaftlich zu erforschendes Thema eine moralische Wertebedrohung impliziert, jeweils eine motivierte Verzerrung im Umgang mit wissenschaftlichen Informationen nachweisen.

    • Rothmund, T., Bender, J., Nauroth, P., Gollwitzer, M. (2015). Public concerns about violent video games are moral concerns - How moral threat can make pacifists susceptible to scientific and political claims against violent video games. European Journal of Social Psychology, 45(6), 769-783, doi:10.1002/ejsp.2125Externer Link.
    • Nauroth, P, Gollwitzer, M., Bender, J., Rothmund, T. (2015). Social Identity Threat Motivates Science-Discrediting Online Comments. PLoS ONE 10(2): e0117476. doi:10.1371/journal.pone.0117476Externer Link.
    • Maier, M., Rothmund, T., Retzbach, A., Otto, L., & Besley, J. (2014). Informal Learning Through Science Media Usage. Educational Psychologist., 49(2), 86-103, doi:10.1080/00461520.2014.916215Externer Link.
    • Nauroth, P., Gollwitzer, M., Bender, J., & Rothmund, T. (2014). Gamers against Science. The Case of the Violent Video Games Debate. European Journal of Social Psychology, 44(2), 104-116, doi:10.1002/ejsp.1998Externer Link.
    • Gollwitzer, M., Rothmund, T., Klimmt, C., Nauroth, J., & Bender, J. (2014). Gründe und Konsequenzen einer verzerrten Darstellung und Wahrnehmung sozialwissenschaftlicher Forschungsbefunde: Das Beispiel der Killerspiele-Debatte. In R. Bromme & M. Prenzel (Hrsg.), Von der Forschung zur evidenzbasierten Entscheidung: Die Darstellung und das öffentliche Verständnis der empirischen Bildungsforschung. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 17(4), 101-117. Wiesbaden: VS Springer.
    • Nauroth, P., Bender, J., Rothmund, T., & Gollwitzer, M. (2014). Die "Killerspiel"-Diskussion. Wie die Forschung zur Wirkung gewalthaltiger Medien in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. In T. Porsch & S. Pieschl (Hrsg.), Neue Medien und deren Schatten. Mediennutzung, Medienwirkung und Medienkompetenz. Hogrefe.

    Projektleiter: Tobias Rothmund, Mario Gollwitzer

    Mitarbeiter: Jens Bender, Peter Nauroth

    Laufzeit: Oktober 2011 September 2013

    Drittmittelgeber: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Schwerpunktprogramm Wissenschaft und Öffentlichkeit (http://wissenschaftundoeffentlichkeit.de/Externer Link)

Ungerechtigkeitserleben als Motivation politischen Handelns

Das Erleben sozialer Ungleichheit und Ungerechtigkeit stellt eine wichtige Motivation für politischen Protest und die Entwicklung sozialer Bewegungen dar. Neben der ungerechten Verteilung von Ressourcen ist insbesondere auch die Verletzung prozeduraler Formen von Gerechtigkeit eine wichtige Quelle für Ärger und Empörung. Wir beschäftigen uns mit dem Zusammenhang zwischen kognitiven und emotionalen Reaktion auf Ungerechtigkeit und politischem Engagement. Dabei fokussieren wir insbesondere auch auf interindividuelle Unterschiede in Ungerechtigkeitssensibilität und die Frage wie sich Menschen in ihren Reaktionen auf unterschiedliche Arten von Ungerechtigkeit unterscheiden.  

// ausgewählte Publikationen

  • Hauptvogel D, Bartels S, Schreckenberg D, Rothmund T.  (2021). Aircraft Noise Distribution as a Fairness Dilemma—A Review of Aircraft Noise through the Lens of Social Justice Research. International Journal of Environmental Research and Public Health. 18(14):7399. https://doi.org/10.3390/ijerph18147399Externer Link
  • Rothmund, T., Stavrova, O., & Schlösser, T. (2017). Justice Concerns can feed Nationalistic Concerns and impede Solidarity in the Euro Crisis - How Victim Sensitivity translates into Political Attitudes. Social Justice Research, 30(1), 48-71. doi:10.1007/s11211-017-0280-7Externer Link.
  • Rothmund, T., Baumert, A., & Zinkernagel, A. (2014). The German Wutbürger - How Justice Sensitivity Accounts for Individual Differences in Political Engagement. Social Justice Research. 27(1), 24-44, doi:10.1007/s11211-014-0202-xExterner Link.
  • Rothmund, T., Becker, J., & Jost, J. T. (2016). The Psychology of Social Justice in Political Thought and Action. In C. Sabbagh & M. Schmitt. Handbook of Social Justice Theory and Research (p. 275-293). Springer: New York.

// laufende und abgeschlossene Drittmittelprojekte

  • EU-Projekt: Verfahrensgerechtigkeit, öffentliche Kommunikation und Lärmbelästigung (2018-2021)

    Als Teil eines Konsortiums untersucht das Deutsche Luft- und Raumfahrtinstitut im EU-Projekt Aviation Noise Impact Management through novel Approaches (ANIMA, https://anima-project.eu/Externer Link) neue Methoden und Ansätze um die von Flughafenanwohnern wahrgenommene Belästigung durch Fluglärm zu verringern. Im vorliegenden Teilprojekt geht es spezifisch um die Frage inwiefern die Implementation von Prinzipien der Verfahrensgerechtigkeit das Vertrauen in Flughafenbetreiber verstärkt und damit die subjektiv wahrgenommene Belästigung durch Fluglärm verringert werden kann.

    Projektname: Verfahrensgerechtigkeit, öffentliche Kommunikation und Lärmbelästigung

    Projektleiter: Uwe Müller

    Doktorand: Dominik HauptvogelExterner Link (externe Betreuung der Dissertation durch Tobias Rothmund)

    Laufzeit: September 2018 August 2021

    Drittmittelgeber: Europäische Kommission // Horizon 2020

Rezeption und Wirkung von Mediengewalt

Die kurz- und langfristigen Wirkungen von Mediengewalt auf Rezipienten ist eines der traditionsreichsten Forschungsfelder der Medienpsychologie. Neben der Frage welche Arten von Folgewirkung die Rezeption entfalten kann, interessieren wir uns auch für die Art und Weise der gesellschaftliche Kommunikation über die Möglichkeit negativer Folgewirkungen.

// ausgewählte Publikationen

  • Rothmund, T., Gollwitzer, M.., Bender, J., & Klimmt, C. (2015). Short- and Long-Term Effects of Video Game Violence on Interpersonal Trust. Media Psychology, 18(1), 106-133, http://dx.doi.org/10.1080/15213269.2013.841526Externer Link
  • Bender, J., Rothmund, T., & Gollwitzer, M., (2013). Biased Estimation of Violent Video Games Effects on Aggression: Contributing Factors and Boundary Conditions. Societies, 3, 383-398.
  • Rothmund, T., Gollwitzer, M. & Klimmt, C. (2011). Of Virtual Victims and Victimized Virtues: Differential Effects of Experienced Aggression in Video Games on Social Cooperation. Personality and Social Psychology Bulletin, 37(1), 107-119.

// laufende und abgeschlossene Drittmittelprojekte

  • VW-Projekt: Improving the Media Relations of Social Science Research (2009-2013)

    Improving the Media Relations of Social Science Research: The Case of the Violent Video Games Debate

    The goal of the project was to investigate and ultimately improve communication between social sciences, the media and the public through systematic empirical research and practical intervention strategies. The debate about violent video games (VVG) served as a contemporary example to study this complex relation.

    We analyzed the triangular relation between the three stakeholders, social sciences media public, with a multi-method cross-national research approach. Our research program consisted of a qualitative and quantitative content analysis, a comparative survey of social scientists and journalists as well as a survey of the general audience. All studies were conducted in Germany and the U.S., allowing international comparisons. Research results provided us with broad insights about (social) science-with-public communication (in case of the VVG debate).

    The empirical work conducted within the project built the foundation for an improvement intervention in form of a one-day workshop with journalist trainees. A systematic evaluation attested the effectiveness of the workshop with regard to the journalists understanding and handling of social scientific source material. At the same time, however, it pointed at the necessity for long term solutions and integrated improvement strategies to gain sustainable effects.

    • Klimmt, C., Sowka, A., Sjöström, A., Ditrich, L., Gollwitzer, M. & Rothmund, T. (2016). Wie Journalisten mit sozialwissenschaftlicher Evidenz umgehen: Erkenntnisse aus einem Workshop. In G. Ruhrmann, S. H. Kessler & L. Guenther (Hrsg.), Wissenschaftskommunikation zwischen Risiko und (Un-)Sicherheit (S. 75-90). Köln: Halem.
    • Sjöström, A., Sowka, A., Gollwitzer, M., Klimmt, C., & Rothmund, T. (2013). Exploring Audience Judgments of Social Science in Media Discourse: The Case of the Violent Video Games Debate. Journal of Media Psychology, 25(1), 27-38.
    • Gollwitzer, M., Rothmund, T., & Sjöström, A. (2010). Psychologische Forschung zur Wirkung gewalthaltiger Videospiele. Ein Überblick. In-Mind, 4/2010,www.in-mind.org.

    Projektleiter: Mario Gollwitzer, Christoph Klimmt, Tobias Rothmund

    MitarbeiterInnen: Arne Sjöström, Alexandra Sowka

    Laufzeit: Oktober 2009 März 2013

    Drittmittelgeber: Volkswagen-Stiftung

  • DFG-Projekt: Rezeption und Wirkung gewalthaltiger Computerspiele (2006-2009)

    Rezeption und Wirkung gewalthaltiger Computerspiele: Förderung antisozialer Verhaltensbereitschaften durch die Aktivierung eines mean world-Schemas

    Das Forschungsprojekt zielte darauf, ein besseres theoretisches Verständnis für die in der sozial- und medienpsychologischen Forschung ermittelten Wirkungen gewalthaltiger Computerspiele auf feindselige bzw. antisoziale Kognitionen und unerwünschte soziale Verhaltensneigungen zu gewinnen.

    Es wurde ein sozial- und medienpsychologisch fundiertes Wirkungsmodell entwickelt, dem zufolge gewalthaltige Videospiele bei Rezipientinnen bzw. Rezipienten, bei denen eine dispositionelle Sensitivität für feindselige Hinweisreize (ursprünglich mean world cues; inzwischen einfacher meanness cues) vorliegt, ein mean world-Schema (inzwischen suspicious mindset) aktivieren zu können. Bei diesem Mindset handelt es sich um ein Wahrnehmungs- und Interpretationsschema, das zum einen aus feindseligen Attributionsvoreingenommenheiten, einer Haltung des Misstrauens sowie aus Erwartungen egoistischen, rücksichtslosen Handelns anderer besteht, zum anderen auch als Legitimation für eigenes antisoziales (egoistisches, unmoralisches) Handeln dient und als solches strategisch eingesetzt werden kann. Es wurde ferner erwartet, dass die antisozialen Effekte gewalthaltiger Computerspiele durch medienbezogene Variablen (Medienkompetenz; vgl. Groeben, 2004) moderiert werden. Das Projekt leistete somit eine systematische Integration medien- und sozialpsychologischer Konzepte.

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    Projektleiter: Mario Gollwitzer, Christoph Klimmt

    Mitarbeiter: Tobias Rothmund

    Laufzeit: Oktober 2006 Dezember 2009

    Drittmittelgeber: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)