Das Institut für Soziologie ist ein vergleichsweise junges Institut mit gut 25-jähriger Geschichte, da es in der DDR keine institutionalisierte Soziologie in Jena gab. Anfang der 1990er Jahre versuchten Sozialwissenschaftler*innen aus der aufgelösten Abteilung Marxismus-Leninismus der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität ein Institut für Soziologie zu gründen, was jedoch nicht realisiert wurde. Stattdessen gab es einen kompletten personellen Neuanfang. Die Lehre wurde zunächst mit Gastdozierenden aufgenommen, bis im Wintersemester 1992/1993 die ersten drei Professuren in den Bereichen Arbeits- und Industriesoziologie, Allgemeine und theoretische Soziologie sowie Methoden und empirische Sozialforschung besetzt wurden. Wenig später folgten zwei weitere Professuren in den Bereichen Sozialisationstheorie und Mikrosoziologie sowie Wirtschafts- und Sozialstrukturanalyse. Heute ist das Institut auf acht Professuren und knapp 50 Mitarbeiter*innen angewachsen, die in den folgenden Arbeitsbereichen forschen und lehren:
Wir unterrichten und betreuen insgesamt fast 800 Studierende aus dem In- und Ausland, die bei uns im Bachelor Soziologie (Kern- und Ergänzungsfach), im Master Soziologie (mit den Vertiefungsmöglichkeiten „Arbeit, Wirtschaft, Wohlfahrt“, „Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Transformation“ und „Geschlechterverhältnisse in modernen Gesellschaften“) sowie im Master Gesellschaftstheorie studieren.
Am Institut für Soziologie in Jena forschen und lehren wir schwerpunktmäßig zum Wandel von Arbeits-, Produktions-, Sorge- und Lebensweisen in den Gesellschaften des früh industrialisierten globalen Nordens. Diese Perspektiven werden eingebettet in globale Zusammenhänge und ergänzt um Forschungsarbeiten, die entsprechende Wandelprozesse in lateinamerikanischen und ostasiatischen Ländern in den Blick nehmen. Die Forschungsarbeiten am Institut zeichnen sich durch eine Vielfalt der Paradigmen, Theorien und Methoden aus, die erst im Zusammenspiel die Stärke soziologischer Gesellschaftsanalyse begründen. Bei aller paradigmatischen Vielfalt wissen wir uns darin einig, Gesellschaften der Gegenwart als kapitalistische Gesellschaften zu analysieren, ohne damit einen ökonomischen Reduktionismus zu vertreten oder Gesellschaftskritik als Kapitalismuskritik engzuführen. Zugleich ist die Analyse der Verschränkung unterschiedlicher gesellschaftlicher Spaltungslinien und Verhältnisse – zum Beispiel von Klasse, Geschlecht, Alter, Ethnizität und/oder Staatsbürgerschaft – grundlegend für die Forschungsprogrammatik des Instituts.
Enge, kollegiale Kooperationen und produktive Kontroversen prägen unsere Arbeit und finden ihren Ausdruck in den öffentlichen Kolloquien der Arbeitsbereiche des Instituts, in denen gemeinsam gedacht, analysiert und debattiert wird. Mit seinen national und international anerkannten Wissenschaftler*innen stellt sich das Jenaer Institut als forschungsstarke Einrichtung dar, deren wissenschaftliche Erkenntnisse auch in der breiteren Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Seit Januar 2021 ist das Institut für Soziologie federführend im Sonderforschungsbereich/Transregio 294 "Strukturwandel des Eigentums", der an den Universitäten Jena und Erfurt angesiedelt ist: Als Sprecher*innen fungieren die Soziolog*innen Hartmut Rosa, Silke van Dyk und Tilman Reitz und alle Arbeitsbereiche des Instituts sind mit eigenen Forschungsprojekten am Sonderforschungsbereich beteiligt.
Mehr zum Sonderforschungsbereich "Strukturwandel des Eigentums"Externer Link
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Neben der Forschung legen die Jenaer Soziolog*innen großen Wert auf die Lehre, die Betreuung der Studierenden sowie auf die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Zusammen mit der Vermittlung fundierter Grundlagen in soziologischer Theorie und in den qualitativen und quantitativen Methoden der empirischen Sozialforschung setzt das Institut in den klassischen Teilbereichen der Disziplin Akzente – wie etwa der Wirtschafts- und Geschlechtersoziologie, der Politischen Soziologie und der Arbeitssoziologie; darüber hinaus sind wir aber auch in Bereichen stark, die im Fach erst langsam an Bedeutung gewinnen, wie der Umweltsoziologie und der Soziologie sozial-ökologischer Transformationsprozesse. Ein besonderes Kennzeichen des Instituts ist die umfassende Methodenausbildung, die die Studierenden gleichberechtigt in die qualitativen und die quantitativen Methoden der empirischen Sozialforschung, deren Potentiale und Grenzen sowie die Möglichkeiten der Methodenintegration einführt.