Forschung
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DFG-Projekt "Auseinandersetzungen um das Öffentliche und die Zukunft der Commons. Eigentumsverhältnisse im Kontext wohlfahrtsstaatlicher Transformation", Teilprojekt C04 im SFB/TRR 294 "Strukturwandel des Eigentums"
"Auseinandersetzungen um das Öffentliche und die Zukunft der Commons. Eigentumsverhältnisse im Kontext wohlfahrtsstaatlicher Transformation"
Teilprojekt C04 im Sonderforschungsbereich/Transregio 294 "Strukturwandel des Eigentums" an den Universitäten Jena und Erfurt. Hier gelangen Sie zur Website des Sonderforschungsbereichs/ Transregio SFB TRR 294 „Strukturwandel des Eigentums“ Externer Linkund hier direkt zum Teilprojekt C04.Externer Link
Laufzeit: April 2021 bis Dezember 2024
Projektleitung: Prof. Dr. Silke van Dyk
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Dr. Markus Kip
Studentische Mitarbeiter*innen: Moritz Heinrich und Luzie Gerstenhöfer
Kontakt: silke.vandyk@uni-jena.deWohlfahrtsstaaten sind eine institutionelle Antwort auf die sozialen Verwerfungen von Gesellschaften, in denen sich das Privateigentum an Produktionsmitteln und Vermögenswerten in den Händen Weniger konzentriert, während die Mehrheit darauf angewiesen ist, ihre Arbeitskraft zu verkaufen. Während in den fordistischen Wohlfahrtsstaaten die Bedeutung des Privateigentums durch (Lohnersatz-)Leistungen, öffentliche Daseinsvorsorge und die Regulierung der Verfügungsmacht von Eigentümer*innen relativiert wurde, haben seit den späten 1970er Jahren Prozesse der Deregulierung, Kommodifizierung und Privatisierung einen Ab- und Umbau sozialer Rechte sowie des öffentlichen Eigentums bedingt. Diese längerfristigen Entwicklungen wurden in vielen Staaten durch die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007/2008 und die Dominanz von Austeritätspolitiken verschärft.
Forschungsleitend geht das TP im Sinne der Entbettungsthese des SFB davon aus, dass im Zuge dieser Prozesse eine länderspezifisch unterschiedlich vollzogene Entbettung von Privateigentum stattgefunden hat, die zugleich durch kommunale Kontexte strukturiert und in diesen wirkmächtig wird und die das Potenzial hat, durch Kürzungen und Restrukturierungen von (Lohnersatz-)Leistungen und öffentlicher Daseinsvorsorge die soziale Reproduktion zu gefährden. Der Boom von lokalen Alternativökonomien, Gemeingütern und neuen Formen der Subsistenz, der Bedeutungszuwachs von Sharing Economies und neuen Munizipalismen, aber auch politische Bemühungen um die Rekommunalisierung von Infrastruktur werden vor diesem Hintergrund im Sinne der Polanyi’schen Doppelbewegung als Gegenbewegungen in den Blick genommen, die nach neuen Regulierungen streben. Konkret fragt das TP, wie unter den Bedingungen von Austerität und darauf reagierenden ökonomischen, politischen und sozialen Gegenbewegungen erstens das Zusammenspiel von öffentlichem, privatem und gemeinschaftlichem Eigentum restrukturiert wird, welche Rolle in diesem Prozess zweitens soziale und arbeitsbezogene (Schutz-)Rechte und nicht-eigentumsbasierte Leih- und Nutzungsarrangements spielen und welche Auswirkungen dies – im Sinne eines Strukturwandels durch Eigentum – drittens auf die Modi wohlfahrtsstaatlicher Steuerung hat.
Das Teilprojekt erhebt mit Großbritannien und Spanien empirische Daten in zwei Ländern, die beide stark von der Finanz- und Wirtschaftskrise betroffen waren und mit umfassenden Austeritätsmaßnahmen reagiert haben. Zugleich unterscheiden sich die Länder bezüglich ihrer wohlfahrtsstaatlichen Regime und der Vorgeschichte der Deregulierung und Privatisierung sowie hinsichtlich der Gestaltungsspielräume kommunaler Akteure und der Bedeutung von lokalen Gegenbewegungen. Das TP setzt empirisch auf drei Ebenen an: Erstens untersucht es die länderspezifischen Prozesse wohlfahrtsstaatlicher Re-Strukturierung und Entbettung seit 2008, um dann zweitens ihre Umsetzung und Gestaltung in zwei städtischen Kontexten (Barcelona und Liverpool) zu analysieren, wobei auch gegenläufige Entwicklungen (z.B. der Re-Kommunalisierung) und diesbezügliche politische Auseinandersetzungen Berücksichtigung finden. Drittens untersucht das TP ausgewählte zivilgesellschaftliche Projekte in den Untersuchungsstädten, die auf der Basis von Commons (Gemeineigentum oder Praktiken des Nutzens und Teilens) Lücken der Daseinsvorsorge schließen. Hier ist die Frage zentral, welche Rolle Commons in Krisenzeiten für die Bearbeitung der sozialen Frage jenseits wohlfahrtsstaatlicher Institutionen und Leistungen spielen und welche Auswirkungen sie für die (lokalen) Eigentumsordnungen haben.
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DFG-Projekt „Eigentum am menschlichen Körper im Kontext transnationaler Reproduktionsökonomien“, Teilprojekt C02 im SFB/TRR 294 "Strukturwandel des Eigentums"
„Eigentum am menschlichen Körper im Kontext transnationaler Reproduktionsökonomien“
Teilprojekt C02 im Sonderforschungsbereich/Transregio 294 "Strukturwandel des Eigentums" an den Universitäten Jena und Erfurt. Hier gelangen Sie zur Website des Sonderforschungsbereichs/ Transregio SFB TRR 294 „Strukturwandel des Eigentums“ Externer Linkund hier direkt zum Teilprojekt C02.Externer Link
Neue Dienstleistungen wie Samen- und Eizellspende oder Leihmutterschaft lassen Körperstoffe wie Eizellen und Sperma zu Objekten werden, die veräußert und angeeignet werden können. Diese Praktiken sind eingebettet in die Entwicklung von transnationalen Reproduktionsökonomien, in denen Reproduktionskliniken, Gewebebanken und Vermittlungsagenturen länderübergreifend interagieren. Menschliche Körperstoffe werden in diesem Kontext auf eine historisch neuartige Weise zu Eigentumsobjekten. Zugleich entstehen neue Eigentumssubjekte, die sich zu ihren eigenen oder fremden Körperstoffen auf je spezifische Weise in Beziehung setzen. Auf diese Weise geraten verankerte Vorstellungen von Subjektivität, Leiblichkeit, Familie und Fortpflanzung in Bewegung und es entstehen neue Formen eigentumsvermittelter Körper-, Selbst- und Sozialbeziehungen.
Das Forschungsprojekt ist als philosophisch-soziologisches Doppelprojekt angelegt. Es zielt darauf, das Zusammenspiel von diskursiven, institutionellen und subjektiven Prozessen des „doing property“ zu untersuchen. Forschungsgegenstand sind zum einen internationale bioethische Debatten zur Problematik des Eigentums am menschlichen Körper. Zum anderen werden mit Hilfe qualitativer Forschungsmethoden Deutungsmuster Praktiken unterschiedlicher Akteur*innen im Zusammenhang mit der Extraktion, Kommerzialisierung und Aneignung von menschlichen Eizellen in bzw. zwischen Deutschland und Spanien erforscht.
Laufzeit: April 2021 bis Dezember 2024 Projektleitung: PD Dr. Stefanie Graefe, PD Dr. Susanne Lettow (https://www.mvbz.fu-berlin.de/ueber-uns/team/lettow/index.html)Externer Link Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Merle Heusmann
Studentische Mitarbeiter*innen: Lea Kolling und Klara Morfeld
Kontakt: stefanie.graefe@uni-jena.de -
DFG-Projekt „Freiwilligkeit als Ressource im Gegenwartskapitalismus“, Forschergruppe FOR 2983 "Freiwilligkeit"
Soziologisches Teilprojekt im Rahmen der von der DFG geförderten interdisziplinären Forschungsgruppe „Freiwilligkeit“ (Erfurt, Oldenburg, Jena)
Die Hinterbühne der Freiwilligkeit: Arbeit und soziale Reproduktion im Spannungsfeld von Notwendigkeit und Privileg
Laufzeit: 01.03.2024 -28.02.2027
Projektleitung: Prof. Dr. Silke van Dyk (silke.vandyk@uni-jena.de), PD Dr. Stefanie Graefe (stefanie.graefe@uni-jena.de), Dr. Philipp Lorig (philipp.lorig@uni-jena.de)
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Dr. Philipp Lorig
Studentische Mitarbeiter*innen: Timon Ahlborn
Kontakt: philipp.lorig@uni-jena.de
Das Projekt untersucht Freiwilligkeit als relationales Phänomen im Gefüge sozialer Ungleichheit(en). Wir gehen davon aus, dass freiwilliges Handeln – etwa im sozialen Engagement oder in der politischen Aktivität – a) (autonome) Kontrolle über Zeit und Freiräume und damit vor allem Entlastung von der für alle Menschen notwendigen Reproduktionsarbeit erfordert. In diesem Sinne ist Freiwilligkeit b) intersektional systematisch ungleich verteilt und setzt c) oftmals die Delegation von notwendiger Arbeit an (häufig migrantisierte) Dritte voraus, was d) unter den Bedingungen von Digitalisierung und Plattformökonomie erheblich erleichtert wird. Freiwilligkeit wird dementsprechend als tendenziell privilegierte und relationale Ressource untersucht. Wir fragen im deutsch-US-amerikanischen Vergleich danach, wo, für wen und wie Handlungsräume entstehen, die mit freiwilligen Aktivitäten gefüllt werden (können). Das Forschungsinteresse richtet sich somit auf das Bedingungsgefüge von Freiwilligkeit als Privileg, fragt nach der Bedeutung von Formen tendenzieller ‚Unfreiwilligkeit‘ in diesem relationalen Gefüge sowie nach der konstitutiven Rolle von digitalen Infrastrukturen.
Methodisch verfolgt das Projekt dabei eine qualitative Untersuchung der Ketten von Externalisierung. Den Ausgangspunkt dafür bilden Haushalte, deren Mitglieder sich substanziell freiwillig engagieren. Davon ausgehend werden im zweiten Schritt die dem jeweiligen Haushalt zugehörigen Mitglieder, Dienstleister:innen sowie Beschäftigte in Dienstleistungsunternehmen untersucht, die – oftmals digital vermittelt - notwendige reproduktive Arbeiten übernehmen und damit Freiräume für freiwillige Aktivitäten ermöglichen.
Der doppelte Fokus auf die Grenzbereiche und die impliziten (sozialen, ökonomischen) Voraussetzungen von Freiwilligkeit verfolgt dabei das Ziel, Freiwilligkeit soziologisch als auch begrifflich-analytisch zu schärfen und zu fundieren.
„Freiwilligkeit als Ressource im Gegenwartskapitalismus“
Soziologisches Teilprojekt im Rahmen der von der DFG geförderten interdisziplinären Forschungsgruppe „Freiwilligkeit“ (Erfurt, Oldenburg, Jena)
Laufzeit: November 2020 bis Februar 2024
Projektleitung: Prof. Dr. Silke van Dyk, PD Dr. Stefanie Graefe
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Dr. Philipp Lorig
Kontakt: silke.vandyk@uni-jena.de; stefanie.graefe@uni-jena.de
Durch den Wandel des Wohlfahrtsstaats, die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes sowie die digitale Revolution entsteht eine Nachfrage nach Tätigkeiten, die mehr oder weniger unbezahlt, informell und freiwillig erbracht werden (sollen): Vom Engagement im Pflegestützpunkt über unbezahlte (Mehr-)Arbeit in Unternehmen bis hin zur wertschöpfenden Tätigkeit von Konsument*innen in der digitalen Ökonomie. Freiwilligkeit wird, so die Ausgangsvermutung, zum Dreh- und Angelpunkt einer sich neu herausbildenden Mixed-Activity-Economy, der das Teilprojekt in folgenden Untersuchungsfeldern nachgeht: a) Formen der nicht oder niedrig entlohnten Arbeit auf digitalen Plattformen (Prosuming, Clickworking, Sharing); b) freiwilliges Engagement von abhängig Beschäftigten in Unternehmen der digitalen Ökonomie sowie c) analog organisiertes zivilgesellschaftliches Engagement.
Mit diesen Untersuchungsfeldern zielt das Projekt darauf, gegenwartstypische Portfolios freiwilliger Arbeit jenseits betrieblich regulierter Erwerbsarbeit und klassischer Hausarbeit zu untersuchen. Dabei richtet sich das Forschungsinteresse insbesondere auf Tätigkeiten, die im Kontext der sich gegenwärtig herausbildenden digitalen Ökonomie an Bedeutung gewinnen. Ziel ist es, die Ausgestaltung und Kombination dieser Tätigkeiten für Deutschland und die USA vergleichend auszuloten, um den Einfluss unterschiedlicher wohlfahrtsstaatlicher Pfadabhängigkeiten in den Blick zu bekommen.
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BMBF-Projekt "Gesema" - „Gesellschaft selber machen? Informelle Ökonomien und soziale Teilhabe in ländlichen Armutsräumen“, Forschungsprojekt in der Förderlinie „Teilhabe und Gemeinwohl“
„Gesellschaft selber machen? Informelle Ökonomien und soziale Teilhabe in ländlichen Armutsräumen“ (Gesema)
BMBF-Einzelforschungsvorhaben im Themenfeld „Teilhabe und Gemeinwohl“
Laufzeit: Januar 2020 bis Dezember 2023Projektleitung: Dr. Tine Haubner
Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen: Dr. Mike Laufenberg und Laura Boemke, M.A.
Studentische Mitarbeiter*innen: Wanda Gehrt
Kontakt: gesema@uni-jena.de / Telefon: +49 3641 9-45550 (Sekretariat)
Unter dem Druck kommunaler Versorgungsdefizite und den Herausforderungen des demografischen Wandels stehen ländliche Räume in Bezug auf Peripherisierungs- und Schrumpfungsprozesse zunehmend im Fokus von Wissenschaft, Politik und Medien. Während sich einerseits soziale und politische Krisenprozesse hier wie unter einem Brennglas verdichten, erlebt der ländliche Raum andererseits Zeit eine Renaissance als politischer Erprobungsraum zivilgesellschaftlicher Selbstbestimmung, in dem Lücken von Infrastruktur und Daseinsvorsorge jenseits von Markt und Staat geschlossen werden. Mit der Losung „Gesellschaft selber machen“ zeichnet sich ein Trend zu einer „neuen Gemeinschaftlichkeit“ ab (Frech et al. 2017: 15), im Zuge dessen Nachbarschaftsprojekte, Selbsthilfe, bürgerschaftliches Engagement und kooperative Subsistenzökonomie (wieder) an Bedeutung gewinnen. Diese Entwicklung wird zugleich sozialpolitisch befördert: Der aktivierende Sozialstaat setzt zunehmend auf die Förderung lokalen Engagements und informeller Hilfe durch „sorgende Gemeinschaften“. Das sozialintegrative Potenzial und die gemeinwohldienliche Wirkung lokaler Selbsthilfe-, Engagement- und Unterstützungsnetzwerke wird im politischen Feld nahezu unisono gewürdigt. Doch wie steht es tatsächlich um die Aufwertung ruraler Strukturen durch alte wie neue Formen informeller Aktivitäten? Wo liegen die Potentiale aber auch Grenzen einer (Re-)Vitalisierung von Gemeinschaftlichkeit? Und wie können so lokale Versorgungsdefizite kompensiert und zunehmende soziale und regionale Ungleichheiten angemessen adressiert werden?
Zum einen geht das Forschungsprojekt der Frage nach, wie informelle Ökonomien und informelle Selbsthilfe- und Unterstützungsstrukturen in strukturschwachen ländlichen Räumen strukturiert sind, wo und wie sie an die Stelle vormals öffentlicher Angebote treten und welche Bedeutung ihnen unter den Bedingungen von Abwanderung und Schrumpfung, sozialer Ungleichheit und kommunalen Versorgungsdefiziten zukommt. Zum anderen soll untersucht werden, unter welchen Bedingungen diese informellen Strukturen teilhabefördernd und gemeinwohlsteigernd wirken und wann sie stattdessen Gefahr laufen (können), exklusive Solidarität zu etablieren, Prozesse sozialer Polarisierung voranzutreiben, traditionelle Geschlechterrollen zu revitalisieren oder professionelle Standards zu unterlaufen.
Das Forschungsprojekt fragt konkret:
1) ob sich in ländlichen Armutsräumen Prozesse der Informalisierung ehemals öffentlich regulierter, sozialer Daseinsvorsorge beobachten lassen;
2) wie die (tradierte) informelle Ökonomie vor Ort strukturiert ist bzw. welche Aktivitäten und Formen der Selbstversorgung und des Austausches, des Engagements, der Unterstützung und Kooperation existieren;
3) inwiefern informelle und zivilgesellschaftliche Selbsthilfe- und Unterstützungsstrukturen tragfähige Antworten auf lokale Ressourcenverknappung in ländlichen Armutsräumen liefern und zu Gemeinwohl und Teilhabe beitragen können und schließlich
4) wie lokale Akteure Aktivitäten und Formen der Selbstversorgung und Kooperation deuten und welche Ansichten oder Erwartungen sie in Bezug auf Sozialstaat, Arbeitsmarkt, Demokratie und Zivilgesellschaft hegen. Neben der Rekonstruktion der institutionellen Rahmenbedingungen, Praktiken und sozioökonomischen Folgen informeller Selbsthilfe- und Unterstützungsnetzwerke stehen die subjektiven Deutungsmuster und Gesellschaftsbilder der ländlichen Akteure im Fokus – erlauben doch erst diese, soziales Handeln und Vorstellungen von Teilhabe und Gemeinwohl zu verstehen. Das Projekt untersucht mithilfe eines Methodenmixes aus Expertinneninterviews, problemzentrierten Interviews, intergenerationellen Gruppendiskussionen, ethnografischen Haushaltsstudien sowie Dokumenten- und Datenanalysen vier ländliche Armutsregionen im Ost-West-Vergleich.
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"Neue Kultur des Helfens oder Schattenökonomie? Engagement und Freiwilligenarbeit im Strukturwandel des Wohlfahrtsstaats", Forschungsprojekt, gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung
"Neue Kultur des Helfens oder Schattenökonomie? Engagement und Freiwilligenarbeit im Strukturwandel des Wohlfahrtsstaats"
Forschungsprojekt gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung. Laufzeit: 2017 bis 2021 Projektleitung: Prof. Dr. Silke van Dyk und Dr. Tine Haubner
Kontakt: silke.vandyk@uni-jena.de
Im Zuge der Restrukturierung hin zum aktivierenden Sozialstaat, forciert durch die Krise der Staatsfinanzen und eine Krise sozialer Reproduktion, gewinnt das sorgende Potenzial unbezahlter Arbeit - auch jenseits familiärer Kontexte - (sozial-)politisch an Bedeutung. In Zeiten, in denen immer weniger Frauen ganztägig als "heimliche Ressource der Sozialpolitik" (Beck-Gernsheim 1991: 66) zur Verfügung stehen, wird zunehmend die moralische Pflicht zur gemeinwohldienlichen Aktivität aller Sozialstaatsbürger*innen proklamiert. Angesichts der empirisch gut belegten, politischen Adressierung von Engagement und Freiwilligenarbeit als neuer Produktivitätsressource interessiert uns, inwiefern konkrete Aktivitäten staatlicherseits für eine subsidiäre Daseinsfürsorge in Dienst genommen werden und wie diese Konstellation von Engagierten wie 'Hilfsempfänger*innen' erlebt, gedeutet und gestaltet wird.
Während es an übergreifenden Zeitdiagnosen sowie an Fallstudien zu einzelnen Engagementfeldern nicht mangelt, fehlt es an wohlfahrtsstaatstheoretisch fundierten, empirischen Analysen, die die Inanspruchnahme unbezahlter oder geringfügig entschädigter Arbeit in unterschiedlichen Feldern in den Blick nehmen und ihre materielle wie symbolische Funktion im Wohlfahrtsmix vergleichend eruieren. Ausgehend von einer Rekonstruktion der institutionellen und diskursiven Rahmenbedingungen von Engagement und Freiwilligenarbeit im aktivierenden Sozialstaat, sollen im Forschungsvorhaben entlang der drei empirischen Säulen 'Flüchtlingshilfe', 'Pflege' und 'kommunale Infrastruktur' explorative Fallstudien in Baden-Württemberg und Berlin/Brandenburg durchgeführt werden, die eine im Vergleich geschärfte Analyse der Funktionsmechanismen und Nutzungspraktiken in den verschiedenen Engagementfeldern ermöglichen.
Das Vorhaben zeichnet sich durch die Verschränkung von drei Analyseebenen aus, die in der Forschung bislang weitgehend unverbunden nebeneinander stehen: Die makrosoziologische Analyse politischer Adressierungen, Institutionen und Policies (Ebene 1), d. h. die Analyse der "Regierung der Freiwilligkeit" (Neumann 2016: 23), wird ergänzt um eine qualitative Interviewstudie mit Engagierten und 'Hilfsempfänger*innen', die Mikropolitiken der Freiwilligenarbeit (z. B. mit Blick auf Sinnstiftung, Überforderung oder erlebte Abhängigkeit) in den drei empirischen Säulen in den Blick nimmt (Ebene 2). Hier ist die Frage nach dem Eigensinn - und damit nicht zuletzt nach dem kritischen und widerständigen Potenzial - freiwilligen Engagements im aktivierenden Sozialstaat zentral. Die dritte Analyseebene adressiert die polit-ökonomischen und professionspolitischen Implikationen der Indienstnahme von Engagement und Freiwilligenarbeit, fragt also zusätzlich zu den Mikropolitiken der Freiwilligenarbeit aus Sicht der Akteure nach den materiellen und professionsrelevanten Konsequenzen für die Zukunft von sozialer Daseinsvorsorge und Erwerbsarbeit. Die Zusammenschau aller drei Analyseebenen adressiert die übergreifende Frage, inwiefern das Fördern, Fordern und In-Anspruch-Nehmen von Engagement und Freiwilligenarbeit im aktivierenden Staat zum Vehikel von Informalisierungs- und De-Professionalisierungsprozessen wird.Publikationen zum Projekt:
Tine Haubner und Laura Boemke (2022): Gespaltene Fürsorge. Sorgeberufe zwischen Professionalisierung und Freiwilligenarbeit, in: Open Gender Journal 6.
Im Kontext der Ökonomisierung des Sozialsektors wird zunehmend auf freiwilliges Engagement im Bereich professioneller Sorgearbeit zurückgegriffen. Das hat Folgen für Professionalisierungsprozesse in den weiblich typisierten Berufsfeldern. Anhand qualitativ-empirischen Datenmaterials zeigt der Beitrag, dass sich die Vergeschlechtlichung beruflicher Sorgearbeitstätigkeiten in Pflege und Sozialarbeit sowohl als Professionalisierungshemmnis wie auch als Mittel der Bewältigung eines Professionalisierungsdilemmas zu erkennen gibt: Ökonomisierungs- und Rationalisierungsprozesse erzeugen ein Spannungsverhältnis zwischen fürsorglichen und zweckrationalen Tätigkeitsanteilen, das mithilfe der hierarchisierenden Abspaltung und Auslagerung weiblich konnotierter und abgewerteter Beziehungsarbeit in die Sphäre von freiwilliger Arbeit beantwortet wird. Die Folge ist eine einseitige Professionalisierung, die sowohl auf Kosten guter professioneller Sorgearbeit als auch zu Lasten Freiwilliger geht.
Silke van Dyk und Tine Haubner (2021): Community-Kapitalismus, Hamburg: Hamburger Edition.
Silke van Dyk und Tine Haubner analysieren die Kehrseiten des Community-Kapitalismus, diskutieren seine Bedeutung angesichts neoliberaler Krisen und fragen nach solidarischen Alternativen. Nachbarschaftshilfe, Freiwillige Feuerwehr, Pflegepatenschaften, Tafeln, Flüchtlingshilfe oder Crowdsourcing: Unbezahlte Arbeit hat viele Gesichter, ist gern gesehen und findet nicht nur im Privathaushalt statt. Der demografische Wandel und der Umbau des Sozialstaats haben Sorgelücken entstehen lassen, sodass immer häufiger das Engagement von Vereinen, Initiativen, Nachbarschaften oder digitalen Netzwerken in Anspruch genommen wird. Öffentliche Aufgaben oder professionelle Tätigkeiten werden an die Zivilgesellschaft delegiert, soziale Rechte in soziale Gaben überführt. Die Autorinnen beschreiben diese Entwicklung mit dem Begriff »Community-Kapitalismus« und fragen: Wie verändert sich das Verhältnis von Markt, Staat, Familie und Zivilgesellschaft? Erleben wir eine Informalisierung von Arbeit und Sorge im Gewand neuer Gemeinschaftlichkeit? Welche Rolle spielen hier soziale Bewegungen? Und was bedeutet das für unser Verständnis von sozialen Rechten?
Silke van Dyk, Laura Boemke und Tine Haubner (2021): Solidarität mit Geflüchteten und Fallstricke des Helfens, in: Berliner Journal für Soziologie, 31 (1), S. 445-473.
Der Beitrag untersucht am Beispiel des Engagements für Geflüchtete Stärken, Herausforderungen und Probleme freiwilligen Engagements und arbeitet zugleich die Spezifika dieser Form der Hilfe und Solidarität heraus. Die Analyse rekurriert auf eine qualitative Erhebung, die problemzentrierte Interviews mit Engagierten und Leitfadeninterviews mit Expert*innen sowie eine Dokumentenanalyse von politischen, medialen, zivilgesellschaftlichen und wissenschaftlichen Quellen für den Zeitraum von 2011 bis 2018 umfasst. Im Zentrum der Analyse stehen (1) der mediale und gesellschaftliche Außenblick auf die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe, (2) multiple Grenzziehungen, -überschreitungen und -erfahrungen im Engagement sowie (3) die Bewältigung von Problemen und Herausforderungen seitens der Engagierten – durch den Ausstieg aus dem Engagement, die Kritik an Engagementbedingungen, die Verheimlichung des Engagements oder die Politisierung der Rolle freiwilliger Hilfe im Strukturwandel des Wohlfahrtsstaats.
Silke van Dyk, Tine Haubner und Laura Boemke (2021): Gemeinwohldienst oder Gratisarbeit? Zur politischen Ökonomie von Freiwilligenarbeit im Gegenwartskapitalismus, in: Prokla 204, 51 (3), S. 237-265.
Ausgehend von einer qualitativen Studie zu Freiwilligenarbeit im Strukturwandel des Wohlfahrtsstaats entwickelt der Beitrag die Diagnose einer Verzivilgesellschaftlichung der sozialen Frage, die auf die Aktivierung nicht-erwerbsförmiger Sorgetätigkeiten im Rahmen einer sozialpolitischen Gabenökonomie zielt. Eingebettet in konzeptionelle Überlegungen zur Bedeutung von Freiwilligenarbeit werden empirische Beispiele für die tragende Rolle von Freiwilligenarbeit präsentiert, um sodann die Ermöglichungsbedingungen ihrer staatlichen Indienstnahme auszuloten und die politische Ökonomie von Freiwilligenarbeit im Gegenwartskapitalismus in den Blick zu nehmen.
Laura Boemke, Silke van Dyk und Tine Haubner (2021): Freiwilligenarbeit als Ressource. Die Indienstnahme von Engagement und die subjektiven Perspektiven der Engagierten, in: WSI-Mitteilungen 5/2021, S. 374-384.
Der Beitrag untersucht das Zusammenspiel von strukturellen Rahmenbedingungen freiwilligen Engagements und den subjektiven Deutungsmustern und Handlungsressourcen der Engagierten. Konkret geht es darum, in diesem Spannungsfeld die Bedingungen zu untersuchen, unter denen soziale und kulturelle Dienstleistungen in die Sphäre von Engagement und freiwilliger Arbeit verlagert werden können. Dazu legen die Autorinnen zunächst empirische Beispiele für die Indienstnahme von Engagement in der sozialen Daseinsvorsorge, Infrastruktur und Bildung dar, um sodann die Perspektiven der Engagierten auf diese Praxis sowie ihre Handlungsmuster zu analysieren. Dabei wird erkennbar, dass und warum sich viele Engagierte – auch solche, die eine politische Indienstnahme von Freiwilligenarbeit problematisieren – persönlich nicht instrumentalisiert fühlen. Insgesamt offenbart die Untersuchung ein Spannungsverhältnis zwischen subjektiven Erfahrungen im alltäglichen Engagement und den arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Implikationen des Engagements auf der gesellschaftlichen Ebene ; ein Spannungsverhältnis, das – so die These – wesentlich zur Instrumentalisierbarkeit von Freiwilligenarbeit als Ressource beiträgt.
Silke van Dyk (2021): Umsonst und freiwillig? Die Neuverhandlung des Sozialen und die Informalisierung von Arbeit, in: WSI-Mitteilungen 5/2021, S. 343-354.
Der Beitrag nimmt die wachsende Bedeutung von Freiwilligenarbeit in zentralen Bereichen der sozialen Daseinsvorsorge und Infrastruktur in den Blick – eine Entwicklung, die als Sachverhalt weitgehend unstrittig ist, während ihre analytische Einordnung und Bewertung divergieren. Konkret wird diese Entwicklung als Neuverhandlung des Sozialen im Spannungsfeld von Staat, Markt und Zivilgesellschaft analysiert, die eine Re-Justierung des Verhältnisses von Staat und Bürger*in bedingt. Im Zentrum des Beitrags stehen die Folgen dieser Re-Justierung für die Organisation von (Freiwilligen-)Arbeit, die als Informalisierung gefasst und analysiert wird. Derzeit entstehen, so die These, arbeitsrechtliche Graubereiche im Spannungsfeld von Freiwilligen- und Erwerbsarbeit, die empirisch kaum untersucht sind und durch die Heroisierung der Engagierten als Alltagshelden entproblematisiert werden. Die Autorin untersucht zentrale (arbeitsmarkt- und sozialpolitische) Motoren der Informalisierung und legt dar, dass und inwiefern das verbreitete Lob des Engagements und die aktuelle Engagementpolitik dazu beitragen, dass die entstehenden informalisierten Tätigkeitsfelder aus dem Blickfeld kritischer Arbeitsforschung verschwinden.
Tine Haubner (2021): „Da könnte es ja auch ein weniger Ausgebildeter machen“. Freiwilligenarbeit im Spannungsfeld umkämpfter Professionalisierung in den Sozialberufen, in: WSI-Mitteilungen 5/2021, S. 364-373.
Die Sozialberufe sind Prozessen einer zunehmenden Ökonomisierung unterworfen. Zugleich lässt sich hier ein auch staatlich beförderter Bedeutungszuwachs von Freiwilligenarbeit beobachten. Beide Entwicklungen stellen die Sozialberufe, die noch immer als semiprofessionelle „Frauenberufe“ gelten, vor große Herausforderungen. Der Beitrag widmet sich dem Spannungsverhältnis zwischen der wachsenden Bedeutung von Freiwilligenarbeit und einer unvollständigen Professionalisierung in Pflege und Sozialer Arbeit. Dabei werden auf der Grundlage empirischer Befunde zwei Thesen vorgestellt: Erstens stellt der Einsatz Freiwilliger in den Sozialberufen eine Antwort auf Versorgungs- und Leistungsdefizite dar, die durch Rationalisierungs- und Ökonomisierungsprozesse verursacht werden. Dabei spielt das Engagement, so die zweite These, eine ambivalente Rolle: Einerseits entlastet es Fachkräfte. Andererseits trägt es nicht zur Aufwertung der Sozialberufe bei, sondern droht vielmehr, ihre Deprofessionalisierung zu befördern und zum Ausfallbürgen von Ökonomisierungsprozessen zu werden.
Tine Haubner (2021): Ehrenamt als Arbeit? Zur Aktualisierung einer arbeitssoziologischen Analyse. in: Bernhard Emunds, Julian Degan, Simone Habel, Jonas Hagedorn (Hg.): Freiheit – Gleichheit – Selbstausbeutung. Zur Zukunft der Sorgearbeit in der Dienstleistungsgesellschaft. Die Wirtschaft der Gesellschaft Band 6. S. 239–264.
1999 erschien der Aufsatz „Ehrenamt als Arbeit“ der beiden Arbeitssoziologen Fritz Böhle und Nick Kratzer. Ausgehend von der Problemdiagnose, wonach das Ehrenamt als freiwillige, nicht auf Erwerb abzielende und gemeinwohldienliche Tätigkeit gemeinhin nicht als Arbeit gelte, fordern die Autoren, ehrenamtliche Tätigkeiten im Bezugsrahmen von Arbeit zu verstehen. Vor dem Hintergrund des seither unabgeschlossenen Strukturwandels des Engagements wird im Beitrag der gewandelte Arbeitscharakter des sozialen Engagements nachgezeichnet. In Anlehnung an die Struktur des Aufsatzes von Böhle und Kratzer wird das Engagement dabei entlang der Kategorien Nützlichkeit, Gratifizierung, Selbstverwirklichung, Qualifizierung und gesellschaftlicher Regulierung einer aktuellen und kritischen arbeitssoziologischen Betrachtung unterzogen. Grundiert werden die Ausführungen durch Fallmaterial aus dem Forschungsprojekt zur sozialstaatlichen Indienstnahme des Engagements.
Silke van Dyk, Laura Boemke und Tine Haubner (2020): Fallstricke des Helfens oder Sternstunden der Solidarität? Engagement für Geflüchtete im Spannungsfeld von Indienstnahme, Rassismus, Charity und Politisierung, in: Bürger & Staat. Heftschwerpunkt „Migration und Teilhabe“, 3/2020, S. 136-143.
Auf der Grundlage einer eigenen Erhebung erörtern Silke van Dyk, Laura Boemke und Tine Haubner mit Blick auf die Unterstützung von Geflüchteten seit 2015 die Stärken, Herausforderungen und Probleme freiwilligen Engagements in der Flüchtlingshilfe. Das Ausmaß der ehrenamtlichen Hilfe war beeindruckend, wenngleich fachliche, politische, professionelle und häufig auch persönliche Grenzüberschreitungen sichtbar wurden. Selbstüberschätzung, Viktimisierung und Paternalismus kennzeichneten die Kehrseiten des ehrenamtlichen Engagements. Überlastung und Überforderung auf Seiten der Engagierten waren oftmals die Folge. Vor dem Hintergrund dieser multiplen Grenzerfahrungen diskutieren die Autorinnen Probleme im Spannungsfeld von Ausstieg (Exit), Kritik (Voice), Politisierung und heimlichem Engagement.
Tine Haubner (2020): Die neue „heimliche Ressource der Sozialpolitik“? Soziales Engagement als geschlechterpolitisch ambivalenter Möglichkeitsraum, in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie. Themenheft 4/2020. S. 447-463.
Im Kontext einer Krise sozialer Reproduktion gewinnt Sorgearbeit jenseits von Staat, Markt und Familie international sozialpolitisch an Bedeutung. Vor dem Hintergrund sozialstaatlichen Strukturwandels und abnehmender familiärer Sorgekapazitäten wird in Deutschland das freiwillige soziale Engagement unter dem Leitbild „sorgender Gemeinschaften“ zu einem Stützpfeiler der Wohlfahrtsproduktion ausgebaut. Weil jedoch überwiegend Frauen im sozialen Engagement tätig sind, stellt sich die Frage nach der Geschlechtergerechtigkeit dieser neuen Vergesellschaftung des Sorgens. Vor dem Hintergrund der These, wonach das soziale Engagement als Sorgearbeit sui generis betrachtet werden kann, widmet sich der Beitrag auf Grundlage qualitativen Datenmaterials den im sozialen Engagement eingelassenen Geschlechtsspezifika. Das soziale Engagement gibt sich dabei als geschlechterpolitisch ambivalenter Möglichkeitsraum zu erkennen.
Tine Haubner, Laura Boemke und Silke van Dyk (2020): Im Westen nichts Neues, im Osten noch selten? Freiwilliges Engagement im Spannungsfeld von Nachwende-Erbe und neuen Herausforderungen, in: Voluntaris, 8 (1), 2020, S. 57-72.
Die alten und neuen Bundesländer unterscheiden sich auch 30 Jahre nach der Systemtransformation in Bezug auf die Verbreitung und Institutionalisierung von Engagement deutlich. Während der Westen über eine kulturell verankerte Engagementtradition verfügt, steht das Engagement im Osten im Ruf, (diskursiv umkämpftes) Neuland zu sein. Der Beitrag argumentiert auf Basis empirischer Forschungsbefunde, dass der Osten auch historisch keinesfalls eine Engagementwüste darstellte, dass sich aber gleichwohl Spezifika des Engagements im Osten zeigen, die im Zusammenhang mit den Folgen der innerdeutschen Spaltung, der Systemtransformation und ihren Folgen zu sehen sind. Diese Folgeerscheinungen müssen zudem im Kontext steigender Erwerbsbeteiligung, des demografischen Wandels und eines Generationenwechsels neu konturiert werden, der Freiwilligenarbeit und Engagement in Ost wie West vor ganz neue Herausforderungen stellt.