What You Gonna Do When The World’s On Fire? (Film, 2018)
Meldung vom:
Dieser Film aus dem Jahr 2018 portraitiert Alltag, Überlebenskampf und Gemeinschaft einer schwarzen Nachbarschaft in New Orleans. Verschiedene Szene setzen diesen Dokumentarfilm zusammen, von einer Mutter mit ihren beiden vorpubertären Jungen, deren Vater im Gefängnis sitzt und die umgeben sind von Gewalt in ihrem Viertel; von einer Barbesitzerin Dorothy, die um ihre wirtschaftliche Existenz ringt und sich um ihre Mutter und einen gestrandeten Cousin kümmert, und von den Mitgliedern der „New Black Panther Party for Self Defense“, die sich gegen rassistische Gewalt und Morde in der Stadt und im Bundesstaat organisieren. Die Musik und die ausdrucksvolle Sprache der Akteur*innen durchzieht den Film, und eingestreute Vorbereitungen auf Mardi Gras fluchten den Film auf dieses Fest, ohne dass es hier zur Auflösung käme. Der Film strahlt eine Authentizität aus, die mich gelegentlich ungläubig gemacht hat, wie diese Szenen überhaupt dokumentiert werden konnten, so alltäglich, so persönlich, aber manchmal auch so intim. Die resultierende Nähe zu den Akteur*innen hat mich mal hineingezogen in das Geschehen, mal distanziert und bedrückt. Für einen Dokumentarfilm wurde auffällig wenig die beobachtende Perspektive adressiert, also konkret die Kameraperson und wer da sonst noch alles mitgelaufen sein mag. Ich bin in diesen Kinofilm unvorbereitet mitgenommen worden und war überrascht im Anschluss zu erfahren, dass es sich um den Film eines italienischen nicht-schwarzen und überwiegend weißen Teams um den Regisseur Roberto Minervini handelt. Zwar zeugt die Darstellung von größtem Respekt gegenüber den Akteur*innen und dennoch finde ich es problematisch, dass der Film diese faktische Arbeitsteilung von schwarzen Personen vor der Kamera und nicht-schwarzen Personen hinter der Kamera nicht thematisiert. Ich würde es dennoch als die besondere Kraft des Films werten, dass er diese und viele andere kritische Fragen aufwirft, und mich auch nachhaltig meinen Bezug zu den dargestellten Verhältnissen als weißer Zuschauer reflektieren ließ. (Markus Kip)