Tag der Politikwissenschaft 2022
Jenaer Politikwissenschaft feiert ihre Absolvent*innen
Nach zwei Jahren Coronaunterbrechung konnte der 21. „Tag der Politikwissenschaft“ des Förder- und Alumnivereins des Instituts für Politikwissenschaft wieder im Präsenzformat stattfinden. Forschende, Lehrende, Studierende, Alumni und Gäste des Instituts für Politikwissenschaft würdigten die Leistungen der diesjährigen Absolvent*innen mit einer Festveranstaltung in den Jenaer Rosensälen. 63 Personen haben im vergangenen Studienjahr ihre politikwissenschaftliche Ausbildung an der FSU abgeschlossen
In Ihrer Eröffnungsrede hob Institutsdirektorin Prof. Dr. Marion Reiser die erschwerten Bedingungen des Studiums unter Pandemiebedingungen hervor. Die Studierenden mussten in kurzer Zeit lernen, ihr ganzes Studium aus dem eigenen WG-Zimmer oder einer anderen Stadt zu organisieren. Gewohnte Teile des Studierendenlebens wie gemeinsame Mensabesuche, informeller Austausch mit Mit-Studierenden und Lehrpersonen, aber auch Exkursionen, Partys und Feste blieben auf der Strecke. Dennoch hätten alle Absolvent*innen unter diesen Bedingungen enormen Fleiß und sehr gute fachliche Kompetenzen bewiesen. Reiser gratulierte allen Absolvent*innen zu ihrem Abschluss und wünschte ihnen alles Gute für den kommenden Lebensabschnitt.
Der Tag der Politikwissenschaft stand dieses Jahr auch unter dem bedrückenden Eindruck des russischen Einmarschs in der Ukraine. Prof. Reiser verurteilte die völkerrechtswidrige Aggression ausdrücklich im Namen des Instituts und erinnerte an die langjährige Kooperation mit der „Nationalen Universität Kyiw-Mohyla-Akademie“ im Rahmen des gemeinsamen Master-Studiengangs. Den dortigen Kolleg*innen und Studierenden gelte die Verbundenheit und Solidarität des Instituts.
Die Studiendekanin der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Prof. Dr. Karina Weichold, betonte in ihrem Grußwort die Möglichkeiten und Besonderheiten des Instituts für Politikwissenschaft. Dazu gehören etwa SchillerMUN, eine Simulation des UN-Sicherheitsrates an der Friedrich-Schiller-Universität Jena oder die Durchführung des jährlichen „Thüringen-Monitors“.
Traditioneller Teil des Tags der Politikwissenschaft ist die Alumni-Rede. Die diesjährige Alumnae-Rednerin war Dorothea Prell, die 2014 ihren Magisterabschluss an der FSU absolviert und bis 2018 als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Forschung und Lehre am Institut mitgewirkt hat. Heute arbeitet Prell als persönliche Referentin für den Ordnungsdezernenten der Stadt Jena. Sie schilderte, wie ihr das Studium praktisches Know-How zur Analyse und Lösung öffentlicher Probleme mitgegeben hat. Prell ermutigte die Absolvent*innen, ihre Neugier und den Mut, Neues zu wagen, beizubehalten und wies darauf hin, dass Karrierewege keinesfalls immer geradlinig verlaufen müssen.
Ebenfalls einen festen Teil im Programm des Tags der Politikwissenschaft nimmt die Absolvent*innenrede ein. Dies übernahm in diesem Jahr Marie-Claire Brenner und hielt dabei die wohl unterhaltsamste Rede des Abends. Sie berichtete, wie sie sich in das Jenaer Studierendenleben einfand und sich schon bald nach dem Beginn ihres Jenaer Master-Studiums die inhaltlichen Puzzle-Teile ihres BA-Studiums an der Uni Regensburg zusammensetzten. Auch ihre Eindrücke von Herausforderungen und Zweifeln während des Studiums, besonders während der Corona-Zeit, teilte Brenner mit den Anwesenden. Ein allgemeines Schmunzeln ging durch den Raum, als sie von ihrem „Internet-Ist-Neuland“-Moment erzählte. Gemeint war die Umstellung auf digitale Lehre – ein Moment, mit dem sich wohl ein Großteil der Anwesenden identifizieren konnte. Viel Raum gab Brenner den Danksagungen an die verschiedensten Wegbegleiter*innen, von Mit-Studierenden über Dozierende und den FSR, bis hin zu Sekretärinnen. Auch die ukrainischen Studierenden bedachte Brenner: „[…] wen ich definitiv nicht vergessen kann, sind die zahlreichen ukrainischen Studierenden, die das Institut mittlerweile über ein Jahrzehnt bereichern. Dass wir ein solches Kooperationsprojekt für einen so langen Zeitraum durchführen und unter der aktuellen Situation sogar weiterführen, erfüllt mich mit großem Stolz.“ Brenner war als Tutorin und Koordinatorin im gemeinsamen Masterprogramm des Instituts mit der ihr Masterstudium im Rahmen des Kooperationsprogramms der FSU und der „Nationalen Universität Kyiw-Mohyla-Akademie“ tätig.
Es folgte die Ehrung der Absolvent*innen. Die Vorsitzenden des Fördervereins, Tina Beer (Staatssekretärin für Kultur in der Thüringer Staatskanzlei) und Prof. Dr. Mario Voigt (Vorsitzender der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag) übergaben den anwesenden Absolvent*innen feierlich ihre Abschlussurkunden. Wie jedes Jahr zeichnete der Förder- und Alumniverein des Instituts die besten Abschlussarbeiten mit dem Examenspreis aus. Ausgezeichnet wurden in diesem Jahr fünf Absolvent*innen mit verschiedenen politikwissenschaftlichen Schwerpunkten. Voigt und Beer würdigten alle Preisträger*innen mit kurzweiligen Laudationes über die verfassten Abschlussarbeiten. Den Promotionspreis erhielt Frau Dr. Julia Barshadska für Ihre Dissertation über „Brüssel zwischen Kyiw und Moskau: Das auswärtige Handeln der Europäischen Union im ukrainisch-russischen Konflikt durch das Prisma des Prinzipal-Agenten-Modells“.
Nach der Würdigung der akademischen Leistungen ließen es sich die Vorsitzenden nicht nehmen, für eine Mitgliedschaft im Förderverein des Instituts zu werben. Der Förderverein biete allen Alumni die Möglichkeit, dem Institut weiterhin verbunden zu bleiben und über das Studium hinaus wertvolle Netzwerke zu bilden.
Die diesjährige Festrede stand unter dem beklemmenden Eindruck des russischen Einmarschs in der Ukraine. Dominik Stillhart, Direktor beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf hielt eine eindrucksvolle Rede über die Transformation des humanitären Handelns. Unter anderem ging er dabei auf die Wirkung veränderter Konfliktstrukturen, fragmentierter Akteurskonstellationen und die Rolle der Digitalisierung für humanitäres Handeln ein. Stillhart appellierte an alle Anwesenden, Kriege und bewaffnete Konflikte niemals als Normalzustand zu erachten. Das Ziel politischen Handelns müsse sein, dass humanitäre Hilfe nicht mehr gebraucht wird – dies könne die Generation seiner Enkel hoffentlich noch miterleben.
Nach dem offiziellen Teil begaben sich die Anwesenden in den Hof der Cafeteria „Zur Rosen“ um dort den Abend bei kühlen Getränken, Spezialitäten vom Grill und anregenden Gesprächen ausklingen zu lassen.
Text: Pierre Zissel, B.A., 15.06.2022
(wissenschaftliche Assistenz am Lehrstuhl für das politische System der BRD)
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Foto: Institut für Politikwissenschaft
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