Veranstaltungsreihe „Berufseinstieg - International tätige Organisationen als Arbeitgeber“
Das Team der Professur für Internationale Organisationen und Globalisierung organisierte im Sommersemester 2019 in Kooperation mit dem Förderverein des Instituts und dem Fachschaftsrat eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel »Berufseinstieg – International tätige Organisationen als Arbeitgeber«. Die Reihe zielte darauf ab, Jenaer Studierende für die Vielfalt an möglichen Tätigkeiten in international tätigen Organisationen zu sensibilisieren und sie mit den Anforderungen, die das Arbeiten in den verschiedensten Organisationen mit sich bringen, vertraut zu machen.
Im Rahmen von kurzen Vorträgen und anschließenden Fragenrunden berichteten junge Berufstätige über ihren Einstieg ins Arbeitsleben sowie ihren Berufsalltag. Zu den Referent/-innen zählten Julie Tumler vom Büro für Führungskräfte zu Internationalen Organisationen (BFIO), Christian Langehenke vom Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR), Sonja Kaufmann vom Aspen Institute Deutschland e.V., Nadja Nickel von The Democratic Society, Julia Wittig vom United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (OCHA) und Sonja Schiffers von Polis180 e.V.
Die Gespräche verdeutlichten, dass alle Vortragenden ihre jeweiligen Tätigkeiten mit Leidenschaft ausübten. Neben dem Willen im internationalen Bereich tätig zu sein, wurden wiederholt verschiedene Schlüsselqualifikationen thematisiert, die für den Berufseinstieg erforderlich und nützlich sind. Hierzu gehören insbesondere Fremdsprachenkenntnisse, die die Grundlage für das tägliche Miteinander und alle Arbeitsprozesse bilden. Neben dem Englischen sollten sich Interessierte noch mindestens eine weitere Fremdsprache aneignen. Damit einhergehend betonten die Referent/-innen, dass interkulturelle Kompetenzen einen sehr hohen Stellenwert einnehmen, um im Job mit Menschen aus verschiedensten Kulturkreisen zusammenarbeiten zu können. Um diese Fähigkeiten zu testen und weiter zu entwickeln, empfahlen alle Vortragenden, dass Studierende frühzeitig Erfahrungen im Ausland sammeln sollten, bspw. durch Austauschprogramme oder durch ein Praktikum. Soft Skills wie die Fähigkeit in Teams zu arbeiten, eine ergebnisorientierte Arbeitsweise und ein angemessener Umgang stressigen Situationen seien ebenfalls sehr wichtig. Die fünf Gäste berichteten übereinstimmend, dass die Arbeit für international tätige Organisationen projektbasiert und sehr schreibintensiv sei – unabhängig von der Größe der Organisation und der Art der Anstellung. Die Fähigkeit in kurzer Zeit Berichte zu verfassen und diese auf unterschiedliche Akteursgruppen und Formate anzupassen, wurde als essentiell beschrieben. Darüber hinaus sei ein sehr guter bzw. guter Studienabschluss ebenfalls empfehlenswert. Jedoch wurde eingeräumt, dass die Abschlussnote nicht der wichtigste Faktor bei der Bewerber/-innenauswahl sei.
Die Vortragenden bewarben verschiedene Förderprogramme, die den Berufseinstieg nach dem Studium erleichtern sollen und von denen sie selbst zum Teil profitiert hatten. So durchliefen einige das Mercator Kolleg für internationale AufgabenExterner Link der Stiftung Mercator oder das Junior Professional Officer ProgrammExterner Link, das vom Büro Führungskräfte zu Internationalen Organisationen der Bundesagentur für Arbeit im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) durchgeführt wird. Anderen gelang der Berufseinstieg nach einem Praktikum im Ausland, bspw. im Rahmen des Carlo-Schmid-ProgrammsExterner Link des Deutschen Akademischen Austauschdiensts und der Studienstiftung des deutschen Volkes, oder auch nach einem Praktikum in Deutschland bei einer international tätigen Organisation.
Ihren Berufsalltag beschrieben die Referent/-innen teilweise sehr unterschiedlich. Die Arbeit in großen Organisationen sei hierarchisch organisiert und biete relativ geringen Handlungsspielraum für eigene Initiativen. Im Gegensatz dazu eröffnen sich in kleineren bzw. nichtstaatlichen Organisationen mehr Möglichkeiten zur Umsetzung eigener Vorhaben. Der Arbeitsalltag „im Feld“ unterscheide sich mitunter deutlich von den Aufgaben und Abläufen in den Zentralen und Hauptgeschäftsstellen der Organisationen. Die Referent/-innen empfahlen den Studierenden daher, sich bereits durch Praktika einen umfassenden Einblick in die unterschiedlichen Arbeitsfelder von international tätigen Organisationen zu verschaffen.
Auch kritische Aspekte in Bezug auf eine berufliche Laufbahn bei international tätigen Organisationen wurden thematisiert, nicht zuletzt da die Jenaer Student/-innen an diesen Stellen nachhakten und kritische Reflektionen einforderten. Zum einen sind Arbeitsverträge häufig zeitlich knapp befristet, was eine gewisse Unsicherheit für die eigene Lebensplanung bedeutet. Eine hohe persönliche Flexibilität und Mobilität sowie der Aufbau eines verlässlichen Netzwerks seien daher sehr wichtig. Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bzw. Privatleben wurde kritische bewertet. Die zum Teil große geografische Distanz zwischen beruflichen und privaten Bezugsorten sowie die geringe Planbarkeit stellen für viele eine Herausforderung dar.
Das Team des Lehrstuhls – Dr. Sören Stapel, Steve Biedermann, Lara Hoffmann, Ann-Kristin Goldapp und Katja Vollenberg – zeigte sich zufrieden mit den Ergebnissen der Veranstaltungsreihe. Die Resonanz war sehr positiv – bis zu 30 Teilnehmer/-innen kamen zu den Vorträgen. Die Studierenden lobten insbesondere den breiten Überblick in die vielfältigen Arbeitsfelder international tätiger Organisationen und den interaktiven Charakter der Veranstaltungen. Der pragmatische und informelle Austausch mit jungen Fachkräften ermöglichte eine realistische Einschätzung der Anforderungen und des tatsächlichen Arbeitsalltags in diesem Berufsfeld. Einige Studierende fühlten sich darin bestärkt, diesen Karriereweg weiterhin zu verfolgen – und werden vielleicht in einigen Jahren selbst von ihrem Berufseinstieg in international tätigen Organisationen in einem ähnlichen Format an der Universität Jena berichten können.