7. Simulation der UN‐Generalversammlung (UNIGA) vom 26.-27. Juni 2015
Dieses Jahr war es zum ersten Mal eine erfolgreiche Simulation, denn am Ende der 7. UNIGA-Simulation an der Friedrich-Schiller-Universität Jena konnte tatsächlich eine Resolution verabschiedet werden: Mit 24 Stimmen dafür, acht Stimmen dagegen und null Enthaltungen wurde ein Resolutionsentwurf zur Reform des UN-Sicherheitsrates angenommen. Es stimmten sogar zwei Staaten mehr mit „ja“ ab als für eine Zweidrittelmehrheit notwendig war, um eine Reform des Sicherheitsrates und damit der UN-Charta zu veranlassen. Die G4-Staaten (Brasilien, Deutschland, Indien und Japan) brachten diesen Entwurf zusammen mit der Afrikanischen Union (AU) ein. Einige Staaten, wie Italien, Pakistan sowie die P5-Staaten, also die fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates (China, Frankreich, Russland, das Vereinigte Königreich sowie die USA) lehnten vehement eine Reform des wichtigsten Gremiums der Vereinten Nationen in dieser Form ab. Noch kurz vor Ende der Simulation versuchten einige Delegierte Staaten wie das Vereinigte Königreich intensiv von ihren Ideen zu überzeugen – und das mit Erfolg. Doch wie war es dazu gekommen?
Etwa 80 Studierende der Friedrich-Schiller-Universität Jena schlüpften in die Rolle von Diplomaten, die insgesamt 32 UN-Mitgliedstaaten vertraten. Von Freitag, den 26. Juni bis zum Samstag, den 27. Juni simulierten sie die Generalversammlung der Vereinten Nationen und beschäftigten sich mit der Reform des UN-Sicherheitsrates. Bevor jedoch die Verhandlungen beginnen konnten, besuchten alle Teilnehmer zur Vorbereitung von Mai bis Juni Tutorien, die den Studierenden halfen, sich als echte Diplomaten zu verhalten sowie innovative Lösungsansätze für die Reform des wichtigsten UN-Gremiums, den Sicherheitsrat, zu suchen. Es war der Versuch, jenes in New York ansässiges Gremium zu reformieren, das über Krieg und Frieden entscheidet und dessen Reform in der Realität nach jahrzehntelangen Debatten bislang nicht möglich war. Das erfolgreiche Ergebnis der Simulation war der Beweis für die Ernsthaftigkeit und das Engagement, die alle Delegierten an den Tag legten. Im Verlauf der intensiven und emotionalen Debatten bildeten sich drei Hauptparteien: Auf der einen Seite die G4-Staaten Brasilien, Deutschland, Indien sowie Japan zusammen mit Staaten der äußerst geschlossene Afrikanischen Union (acht Staaten inklusive Marokko) sowie auf der anderen Seite die Gruppe der „Uniting for Consensus“, u.a. mit Pakistan und Italien als wichtige Wortführer. Die dritte Partei waren die sogenannten P5-Staaten. Diese teilten sich jedoch später und schlossen sich mehr oder weniger verbindlich dem nicht debattierten „Uniting for Consensus“-Entwurf an. Am Ende kam überraschenderweise und aufgrund der Kompromissfähigkeit der Delegierten die notwendige Zweidrittelmehrheit zustande. Interessant war in diesem Jahr die große Polarisierung (24 vs. 8) zwischen beiden Entwürfen sowie die relativ frühe Einigkeit.
Bereits zum siebten Mal veranstaltete die Professur für Internationale Organisationen und Globalisierung unter Leitung von Prof. Dr. Manuel Fröhlich und den Tutoren Christian Frevert, Julia Kossiski, Ariane Kovac und Joscha Oelgemöller sowie dem Koordinator Patrick Rosenow im Rahmen der Vorlesung über die Vereinten Nationen eine solche Simulation. Die Studierenden lernten mit diesem Veranstaltungsformat grundlegende Verhandlungstechniken, die Arbeitsweise innerhalb der Vereinten Nationen und die internationalen Diplomatie mitsamt ihren Herausforderungen kennen. Dadurch wird ihr Verständnis für internationale Beziehungen und Zusammenhänge weit über die Möglichkeiten einer herkömmlichen Lehrveranstaltung hinaus gefördert. Die Veranstaltung war auch ein Grund dafür, dass das Institut für Politikwissenschaft 2014 mit dem Lehrpreis der Friedrich-Schiller-Universität Jena ausgezeichnet wurde.
Patrick Rosenow