Podiumsdiskussion "Frauen in bewaffneten Konflikten"

Der Nachbericht zu unserer Podiumsdiskussion "Frauen in bewaffneten Konflikten" am 13. Juli  2022.

Am 13. Juli 2022 veranstalteten der FSR Politikwissenschaft und Sozialkunde und die Professur für Internationale OrganisationenExterner Link der Uni Jena in Zusammenarbeit mit der Hochschulgruppe der Deutschen Gesellschaft für Vereinte Nationen (DGVN)Externer Link eine Podiumsdiskussion unter dem Titel „Frauen in bewaffneten Konflikten“. Ziel der Veranstaltung war es, in das komplexe Thema einzuführen und aufzuzeigen, weshalb es wichtig ist, Frauen in (bewaffneten) Konflikten besonders zu betrachten.

Es diskutierten Prof. Dr. Manuela Scheuermann (JMU Würzburg; Vorstand DGVN), Marieke Fröhlich (Vorstand WILPF) und Güneş Daşli (Jena Center for Reconciliation Studies). Die Veranstaltung wurde hybrid abgehalten, während Manuela Scheuermann und Marieke Fröhlich per Zoom zugeschalten wurden, waren Güneş Daşli sowie die Moderatorinnen Franziska SandtExterner Link und Hannah Meyer (FSR) vor Ort in Jena. Ebenfalls Teil des Podiums war Rita Kopp (FSR), die für Güneş Daşli simultan übersetzte. Zuschauer:innen konnten die Veranstaltung in Präsenz oder über den Livestream verfolgen.

Bewaffnete Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen gehören zum Alltag vieler Menschen, und dennoch nehmen Frauen darin eine besondere Rolle ein; so zumindest die Annahme zu Beginn der Veranstaltung. Doch schon im Eingangsstatement bringen die drei Diskutantinnen diese These ins Wanken. Das dichotome Denken von zwei Geschlechtern, von denen eines in Konflikten handlungsfähig und das andere nur Opfer ist, lässt sich heute kaum mehr finden. Die simpel gedachte Eingangsfrage „Warum nehmen Frauen eine besondere Rolle in bewaffneten Konflikten ein?“, zu der die drei Expertinnen sowohl theoretisches Wissen geben sollen als auch einordnen, inwiefern sie dies in der Forschung und Arbeit wahrnehmen, beweist sich so als komplex. Dennoch lässt sich auch heute noch in der Praxis ablesen: Frauen (weiblich gelesene Menschen), erfahren Konflikte anders als Männer (männlich gelesene Menschen). Zum einen werden sie häufiger Opfer sexueller Gewalt, zum anderen sind sie seltener in den kriegerischen Handlungen aktiv, sondern vielmehr in der Versorgung und Nachbereitung. Noch dazu können Frauen in post-Konflikt Situationen eine andere Rolle einnehmen als Männer. So wird ihnen beispielsweise nachgesagt, nachhaltigere Konfliktlösung zu betreiben.

Schnell kristallisiert sich heraus, weshalb die drei Rednerinnen für die Veranstaltung die beste Wahl waren. Manuela Scheuermann ist als Wissenschaftlerin und Professorin Expertin in „Frauen, Frieden und Sicherheit“ und bricht zunächst auf theoretischem Level die Strategien herunter. Dreh- und Angelpunkt hier: Resolution 1325 der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2000. Marieke Fröhlich kann als Vorstandsmitglied der Internationalen Frauenliga Für Frieden und Freiheit diese wissenschaftliche Perspektive um erweitern und Einblicke in die praktische Umsetzung der Resolution geben. Praktische Erfahrung hat auch Güneş Daşli als Aktivistin und Wissenschaftlerin und kann somit in zweierlei Hinsicht wertvolle Erkenntnisse teilen.

Die zweite Leitfrage des Moderatorinnenteams ist eher kritisch: Trotz vieler Konzepte, Ideen und einer Resolution der Vereinten Nationen, die über zwanzig Jahre her ist, scheint sich wenig in diesem Bereich getan zu haben – warum ist das so? Die Expertinnen sind sich relativ einig: In vielen Dingen fehlt das praktische Wissen, darüber, was wirklich benötigt wird. Es mag der politische Wille da sein – auch Deutschland hat sich zur Aufgabe gemacht, die Rolle von Frauen in bewaffneten Konflikten besser wahrzunehmen – aber die Umsetzung in der Realität ist oft nicht praktikabel. Noch dazu findet ein „backlash“ (Widerstand) gegenüber feministischer Politik statt, der es erschwert, Unterstützung und Interesse zu generieren.

Der Ausblick am Ende lässt zweifeln und macht dennoch Hoffnung. Es muss noch viel passieren und allein sie zu proklamieren, macht noch keine feministische (Außen-) Politik. Dennoch hat sich in den letzten Jahren viel getan. Podiumsdiskussionen und weitere Veranstaltungen, die auf die Relevanz des Themas hinweisen, leisten ihren Beitrag dazu, dass „Frauen, Frieden und Sicherheit“ auf der Agenda bleiben.

Die Organisator:innen bedanken sich herzlich bei den Rederinnen für ihre Zeit und ihr Wissen wie auch bei den Zuschauer:innen für ihr Interesse.

Die Aufzeichnung der Veranstaltung findet ihr hier:

Video: Universität Jena