Der Tastsinn ist wichtig für das Gedächtnis, Entscheidungsfindung, Emotionen und Motivation im täglichen Leben (Peck & Childers, 2003). Es wird angenommen, dass er auch Lernprozesse mit haptischen Lernmaterialien – z.B. anatomischen Modellen im Unterricht - beeinflusst. Die Hypothese ist dabei, dass reichhaltigere mentale Repräsentation entwickelt werden, wenn haptische Repräsentationen zur Verfügung gestellt werden (Hollins, 2010) und somit ein längerfristiger Abruf gewährleistet wird (Novak & Schwan,
2020). Neurowissenschaftliche Befunde stützen dies in verschiedenen Lernbereichen, wie dem Lernen von Vokabeln.
Die Rolle haptischer Lernmaterialien, der genutzten Explorationsprozeduren und individueller Unterschiede im Berührungsbedürfnis (Need for Touch - NFT; Peck & Childers, 2003) für Lernerfolg, Motivation und kognitive Belastung beim Lernen mit Modellen wurde jedoch bisher kaum systematisch untersucht.
Ziel der zwei hier vorgestellten Studien war es, die Lern- und Motivationseffekte von haptischen anatomischen Modellen zu untersuchen. Daneben war es von besonderer Bedeutung den Einfluss des individuellen Berührungsbedürfnisses (NFT) zu analysieren. In der zweiten Studie wurde untersucht, ob es aus didaktischer Sicht sinnvoll ist, das haptische Explorieren von Lernmodellen gezielt anzuregen, um den Lernerfolg durch das Lernen mit Modellen zu erhöhen.
Theoretische und praktische Implikationen für die Lehre und das Lernen mit Modellen werden diskutiert.